Der Indianer

Kurzbeschreibung

Autobiografisches, tagebuchähnliches Protokoll eines an Kehlkopfkrebs erkrankten Mannes, Stationen eines Leidenweges.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm
Regie:Rolf Schübel
Drehbuch:Rolf Schübel; Leonhard Lentz
Buchvorlage:Leonhard Lentz
Kamera:Rudolf Körösi
Schnitt:Harald Reetz
Länge:97 Minuten
Produktion:

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der Film ist der autobiografische Bericht eines krebskranken Mannes, der die Stationen seines Leidens, seiner Operationen, seiner Beziehungen zu anderen Menschen und seine Hoffnungen, Ängste, Träume, Gedanken und Erinnerungen wiedergibt. Was so in seinem (nur noch kurzen) Leben geschieht, wird vor allem mit Hilfe der subjektiv eingesetzten Kamera vergegenwärtigt, die sich an die Stelle des Kranken setzt, der seinen Text zwar nicht selbst sprechen konnte, wohl aber im Ich-Bericht die Erzählperspektive bestimmt. Ergänzt wird die Schilderung seines Schicksals durch schwarz-weiß-Fotos einzelner Momente, die als Ruhepunkte des Berichts mit Bedacht eingeblendet werden und hauptsächlich Begegnungen mit anderen Menschen betreffen, durch gelegentliche Statements von Verwandten und Freunden, die aus ihrer Sicht über besondere Umstände und Ereignisse berichten, und schließlich durch die Wiedergabe eines Festes, das zu Beginn und am Ende des Films, aber auch zwischendurch eingeblendet wird und Freunde wie Verwandte des scheinbar Genesenen zusammenführte.

Durch diese Gestaltung wird ein Schicksal nach- und mitvollziehbar, dessen Bedrohung durch die Krankheit für jeden Beteiligten wie für den Betrachter nicht leicht, wenn auch unterschiedlich schwer zu ertragen ist. Der Intensität, mit der die Entwicklung des Kehlkopfkarzinoms in ihren einzelnen Phasen dargestellt wird, entspricht hierbei die Zurückhaltung, mit der die Gefühle der Betroffenen angesprochen sind. Das Empfinden dokumentarischer Echtheit, obwohl der Film über weite Strecken nachgestellt wurde, resultiert aus eben dieser Spannung zwischen Gestaltungsdichte und –verhaltenheit.

Angesichts solch wohlüberlegter Realisation einer menschlich bedrückenden, leicht zu sensationeller Aufmachung verführenden Thematik war sich der Ausschuss über die Erteilung des Prädikats höchst einig.