FBW-Pressetext
Ein Film mit großem Atem, breit wie ein historischer Roman. Väter und Söhne, Schuld und Geheimnisse, Kulissenkämpfe und Verbrechen, der amerikanische Geheimdienst CIA als „Innere Regierung“ mit „höherer Mission“. Was Coppolas “Der Pate” für die organisierte Kriminalität zum Epos stilisierte, das gelingt Robert De Niro hier als politisches Zeitgemälde für die Weltmacht USA. Geschickt wird bei der Zeitreise von den 40er bis zu 60er Jahren des letzten Jahrhunderts auch mit den Formen des Spionagefilms der jeweiligen Dekade gespielt.Filminfos
Gattung: | Drama; Spielfilm |
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Regie: | Robert De Niro |
Darsteller: | Robert De Niro; Matt Damon; Angelina Jolie; Alec Baldwin |
Drehbuch: | Eric Roth |
Länge: | 168 Minuten |
Kinostart: | 15.02.2007 |
Verleih: | Universal |
Produktion: | Universal Pictures International Germany GmbH, Universal Pictures International; Morgan Creek Productions; |
FSK: | 12 |
Jury-Begründung
Eine CIA-Karriere im Dienste einer „Welterlösungsmission“: für den American Dream!Ein Film, der in aufregender Weise Meinungen über ihn polarisiert und teilweise diametral entgegengesetzte Bewertungen provoziert - ein selbst für die amerikanische Filmbranche ungewöhnlicher Vorgang. Ist Robert De Niros „Guter Hirte“ denn nun kritisch oder apologetisch der im Filmmittelpunkt stehenden Institution gegenüber? Das ist hier die Frage. Und doch fasst diese Frage hier zu kurz, versucht man den Intentionen der Autoren gerecht zu werden. Geht es doch nicht um eine ideologisch korrekte Antwort für das Geschichtsbuch der Nation, sondern um eine ungleich „höhere“ Dimension: Last not least um die Stilisierung zur Legende, um die Schaffung eines Mythos, dessen Verfestigung und Kultivierung.
Die Parallelen zur Filmgeschichte des „Paten“ liegen nahe: Francis Ford Coppola hatte selbst sehr lange die Regie zum „Guten Hirten“ im Focus; Robert De Niro, „sein“ junger Pate Corleone war zehn Jahre mit diesem, nun seinem zweiten Regiemoloch befasst. Auch bei „Godfather“ war die Diskussion um mafia-enthüllend, -anklagend gar oder -affirmativ letztlich eine abwegige. Am Ende obsiegte der Mythos!
Bei „The Good Shepherd“ wiederholt sich so auf bemerkenswerte Weise jüngste Filmgeschichte. Die Struktur ist – in schönem Gegensatz zu den schillernden Deutungsmöglichkeiten und Interpretationsspielräumen – von klarer Transparenz. 1961: das Desaster in der Schweinebucht. Die CIA am Pranger: der tödliche Vorwurf des eklatanten Dilettantismus und (!) des Verrats. Es beginnt die intensive Suche nach dem Leck als eine Sache der Ehre, der Rettung von Image und Legende. Befasst damit selbst eine legendäre , geheimnisumwitterte Gestalt der CIA: Ed Wilson.
Der Film nimmt den roten Faden der Suche auf und kontrapunktiert ihn mit der modellhaften Biografie von „Citizen Wilson“. Sie steht für die Gründungs- und Aufstiegsgeschichte der CIA, für wesentliche Etappen: die antinazistischen Aktivitäten, die Rolle im Kalten Krieg, im Duell der Systeme. Eine Biographie also als Element des Mythengewebes. Eine Karriere im Dienste einer „Welterlösungsmission“: für den American Dream, für den Weltmachtanspruch.
Dabei gerät der selbstgestellte elitäre Erlösungsauftrag in Widerspruch zu Moral und Gewissen des Individuums, zu seiner Verankerung in der Familie vor allem. Diese Imponderabilien sehr nachdrücklich auszustellen, das ist die Aura des Films, gerade weil er kein Thesenfilm sein will und sich jeder einfachen ideologischen Zuordnung auch verweigert.
Die Kreation eines Mythos ist dabei d´accord mit einer filmischen Tour de Force: in der Passion für die Metaphorik von Filmbildern, für die Symbolträchtigkeit der Dekors, für die Suggestion filmischer Stilisierungen überhaupt. Immer mit dem Ehrgeiz, den Mythos eines Mannes und seiner Institution mit den Mythen der Menschheitsgeschichte selbst zu verklammern, seien es nun die biblischen oder die antiken Urbilder.
„Der Gute Hirte“ ist so ein sowohl in seinen Fragwürdigkeiten als auch in seiner filmischen Dimension reicher Film. Ein Epochen-Film, den man auch in einem Jahrzehnt noch mit Gewinn betrachten kann.