Der geflüsterte Film

Kinostart: 31.10.93
1992

Jurybegründung

Dieser Dokumentarfilm stellt sich eine Aufgabe, für deren Durchführung das geeignete Medium eigentlich nicht der Film, sondern das Hörspiel zu sein scheint. Die Auseinandersetzung mit der Wahrnehmungswelt der Blinden wendet sich jedoch ausdrücklich an "Hörende und Sehende". Den sehenden Zuschauer überrascht zunächst die Selbstverständlichkeit, mit der Blinde die Gegenstände nicht nur "begreifen", sondern auch davon sprechen, wie sie sie "sehen". Dem Film gelingt es, den Zuschauern zu vermitteln, wie Blinde anstelle von Gegenständen die Idee, die Vorstellung von etwas sehen. Die Kamera stellt sich dabei praktisch neben die Blinden und schaut ihnen beim Tasten, Hören und Fühlen zu. Der fehlende Sinn wird durch die Feinfühligkeit der anderen Sinne ersetzt und zu einer viel hörenen Sensibilität verführt.

Das ist ebenso präzise wie sensibel beobachtet, viele Details sind mit Liebe zusammengetragen. Eine oft statische Kamera, die lange bei den einzelnen Szenen ausharrt, läßt dem Auge Zeit zu schauen. Das Ergebnis ist keine sozialkritische Reportage, sondern ein erlebbares Filmdokument über eine fremde Welt.



Kritisch ist jedoch anzumerken, daß die überwiegend zwar hochinteressanten, teils aber auch langweiligen Versatzstücke aneinandergereiht zu sein scheinen und der Zuschauer sie selber erst ordnen muß, während der Film sich dieser Ordnungsaufgabe versagt. Die gleiche Beliebigkeit begegnet auch in der Verbindung von Schwarzweiß- und Farbteilen, die eher zufällig als dramaturgisch begründet erscheint.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Kategorie:Spielfilm
Gattung:Dokumentarfilm
Regie:Nina Rippel
Darsteller:Evgen Bavcar; Rainer Damerius; Walter Salzmann; Anoma Tissera; Mathias Weik
Drehbuch:Nina Rippel
Kamera:Barbara Kusenberg; Manfred Oppermann
Schnitt:Magdolna Rokob
Musik:Joseph Strauß; Abou Bakr Khayrat; Rifaat Garrana
Länge:66 Minuten
Kinostart:31.10.1993
Produktion: Bundesbeauftragte für Kultur*, Peter Stockhaus, Filmproduktion, Hamburg die thede, Hamburg
Förderer:KJDF

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Dieser Dokumentarfilm stellt sich eine Aufgabe, für deren Durchführung das geeignete Medium eigentlich nicht der Film, sondern das Hörspiel zu sein scheint. Die Auseinandersetzung mit der Wahrnehmungswelt der Blinden wendet sich jedoch ausdrücklich an "Hörende und Sehende". Den sehenden Zuschauer überrascht zunächst die Selbstverständlichkeit, mit der Blinde die Gegenstände nicht nur "begreifen", sondern auch davon sprechen, wie sie sie "sehen". Dem Film gelingt es, den Zuschauern zu vermitteln, wie Blinde anstelle von Gegenständen die Idee, die Vorstellung von etwas sehen. Die Kamera stellt sich dabei praktisch neben die Blinden und schaut ihnen beim Tasten, Hören und Fühlen zu. Der fehlende Sinn wird durch die Feinfühligkeit der anderen Sinne ersetzt und zu einer viel hörenen Sensibilität verführt.
Das ist ebenso präzise wie sensibel beobachtet, viele Details sind mit Liebe zusammengetragen. Eine oft statische Kamera, die lange bei den einzelnen Szenen ausharrt, läßt dem Auge Zeit zu schauen. Das Ergebnis ist keine sozialkritische Reportage, sondern ein erlebbares Filmdokument über eine fremde Welt.

Kritisch ist jedoch anzumerken, daß die überwiegend zwar hochinteressanten, teils aber auch langweiligen Versatzstücke aneinandergereiht zu sein scheinen und der Zuschauer sie selber erst ordnen muß, während der Film sich dieser Ordnungsaufgabe versagt. Die gleiche Beliebigkeit begegnet auch in der Verbindung von Schwarzweiß- und Farbteilen, die eher zufällig als dramaturgisch begründet erscheint.