Der Campus

Kinostart: 05.02.98
1997
Filmplakat: Der Campus

Kurzbeschreibung

Uni-Professor gerät in den Mittelpunkt einer gegen ihn
gerichteten Intrige und eines vermeintlichen Sex-Skandals, dessen
Aufklärung eine tragische Eigendynamik entwickelt.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Komödie
Regie:Sönke Wortmann
Darsteller:Axel Milberg; Sibylle Canonica; Heiner Lauterbach
Drehbuch:Dietrich Schwanitz
Buchvorlage:Dietrich Schwanitz
Kamera:Tom Fährmann
Schnitt:Ueli Christen
Musik:Nikolaus Glowna
Länge:128 Minuten
Kinostart:05.02.1998
Verleih:Constantin Film Verleih GmbH
Produktion: Constantin Film Produktion, Constantin Film Produktion;
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Die Uni, so wollen es Drehbuch und Regie, ist in gewisser Weise
Spiegel unserer Gesellschaft, in der es schon lange nicht mehr um
die fundierte Ausbildung von Studenten oder gar um das Auffinden
von Wahrheiten geht; die Uni ist heute ein Tummelplatz korrupter,
intriganter Spinner, Karrieristen und Emporkömmlinge. Das
Mittelmaß hat die Diktatur übernommen, der Student ist eine müde
gewordene Randfigur, allenfalls Spielball höherer (Professoren-)
Mächte. Der so skizzierte Alltag deutscher Universitäten gibt
dann auch den prächtigsten Nährboden für eine
Vergewaltigungsstory ab, einer Story, nach der alle zu lechzen
scheinen, weil sie der Durchsetzung ihrer vielfältigsten
Interessen bestens entgegenkommt.
Das Drehbuch transponiert die amerikanischen Verhältnisse der
Romanvorlage von Schwanitz an eine norddeutsche Uni. Diese
durchaus zulässige Methode hat nur den Nachteil, daß man gerade
angesichts der wirklich relevanten Probleme an unseren
Universitäten sich letztlich fragt, ob Grundbefindlichkeit,
soziales Milieu und geistiger Anspruch nicht so weit ge- und
verzeichnet werden, daß sie zu der Fabel, die trivial ist und
dies sein will, denn auch wirklich passen. Diese Methode hat
ihren Höhepunkt in der Skizzierung der Frauenbeauftragten, aber
auch in der Überzeichnung des ehemaligen Kommilitonen, der jetzt
von Beruf Penner ist und Beichtvater für Prof. Hackmann wird, mit
dem dieser nach überstandener Schlammschlacht und Läuterung wie
Chaplin die Leinwand verläßt.
Sympathieträger des Films ist der in seinen Ansprüchen
respektable Hackmann, meist überzeugend und souverän von Heiner
Lauterbach verkörpert. Seine kleine Schwäche, die Studentin
Babsi, sieht man ihm ohne weiteres nach, schließlich will er sich
am Anfang der Geschichte von ihr trennen, um in die auch nicht
ganz heile, aber solide Welt der Familie zurückzukehren.
Daß dieser Film sein Thema fast beiläufig, aber leider auch
umständlich und anstatt komisch eher wie einen deftigen Schwank
exponiert, ist ein Mangel. Die beschriebene Eskalation, in die
Hackmann gerät und in der er um den Preis seiner Existenz und
Familie erfahren muß, daß seine halbe Wahrheit letztlich nur und
auch Teil des allgemeinen Lügen- und Intrigengespinstes ist,
nimmt zunehmend gefangen. Hier findet der Film einen wahrhaftigen
und stimmigen Ton.
Und genau an dieser Stelle werden Geschichte und Dramaturgie, die
oft minutiös komplizierte Intrigengespinste und Machenschaften zu
erklären versuchten, zu knapp und lakonisch.

Die darstellerischen Leistungen der Schauspieler verdienen
Respekt und sind Ausdruck einer souveränen, professionellen
Regie, die andererseits partiell die Schwächen des Drehbuchs
nicht auszugleichen vermag.