Der Blick des Odysseus

Kinostart: 30.11.95
1994
Filmplakat: Der Blick des Odysseus

Kurzbeschreibung

Amerikanischer Regisseur griechischer Abstammung begibt sich auf der Suche nach verschollenen Filmrollen auf Irrfahrten quer durch den Nationlitätskonflikten und Bürgenkriegen gekennzeichneten Balkan.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Spielfilm
Regie:Theo Angelopoulos
Darsteller:Harvey Keitel; Maia Morgenstern; Erland Josephson
Drehbuch:Tonino Guerra; Petros Markaris; Theodoros Angelopoulos
Kamera:Yorgos Arvanitis
Musik:Eleni Karaindrou
Länge:177 Minuten
Kinostart:30.11.1995
Verleih:Concorde
Produktion: Angelopoulos, Theo, Film/Griechisches Filmzentrum/, Angelopoulos, Theo, Film/Griechisches Filmzentrum/ Mega Channel, Athen/Générale d'Images/La Sept Cinéma/Paradis Films, Paris/Basic Cinematografica/Istituto Luce
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Wie bei allseinen vorhergegangenen Filmen erzählt Angelopoulos auch diese Geschichte mit großem Atem und äußerst facettenreich. Dieses Mal ist es eine Reise durch den vom Krieg geschüttelten Balkan, mit dem Blick auf Menschen auf der Flucht, ohne Heimat und in ständiger Existenzangst; auch eine Reise durch Geschichte, Politik und Kultur dieser Region; letzendlich auch - im Jubiläumsjahr des Kinos - eine Reise in die geschichtliche und kulturelle Bedeutung des Films. Faszinierend zu sehen, wie mit den Augen eines Filmregisseurs (Harvey Keitel) auf der Suche nach Fragmenten aus der Frühzeit des griechischen Films eine Welt im Aufruhr und in Flammen vorgeführt wird; grauenerregend das scheinbar hoffnungslose und vom Töten bestimmte Leben in Sarajewo.

Die lange Sarajewo-Sequenz gehört mit zu den eindrucksvollen Teilen dieses Films; ebenso eindrucksvoll ist es, wie Angelopoulos am Beispiel eines Neujahrfestes über einen Zeitraum von fünf Jahren (1945-1950) den Untergang des gehobenen Bürgertums in Bukarest beschwört. Diese inszenatorischen Glanzstücke lassen trotz durchgehend außergewöhnlichen Bildern den gelegentlichen Leerlauf in dem überlangen Film nicht verbergen. Zu den Minuspunkten in diesem Film gehört auch das nicht zu übersehende Kokettieren mit der Bedeutung von Film als Kulturgut und der Stellung des Filmemachers. Stark ist aber dann wieder Angelopoulos' überzeugendes Plädoyer für die Bewahrung von Kultur über alle Grenzen hinweg. Hier vermittelt er Hoffnung für die Menschen, auch wenn er sein griechisches Volk als sterbende Nation zwischen Säulen und Tempelruinen sieht.

Harvey Keitel und Erland Josephson spielen ihre Parts dem Rollenerfordernis angemessen. Maia Morgenstern taucht in verschiedenen Rollen auf - eine Parabel auf die Bedeutung der Frau in der Weltgeschichte, ihre Fähigkeit, zu leiden, zu kämpfen und Leben zu erhalten.