Martin ist Lehrer an einem Gymnasium. Als er eines Morgens seinen Sohn zur Schule mitnimmt und sich von ihm verabschiedet, weiß er nicht, dass dieser Tag alles verändern wird. Denn als Tom, ein weiterer Schüler, sein Klassenzimmer betritt, schießt er in wildem Amok um sich und tötet mehrere Mitschüler. Mutig stellt sich Martin gegen ihn und hält ihn davon ab, weitere Morde zu begehen. Doch Tom hat seine Pläne bereits geändert. Er zwingt Martin, ihn zu fahren. Wohin, weiß er noch nicht. Nur, dass sein Kampf noch nicht zu Ende ist. Kaum zu glauben, dass es sich bei DER AUSFLUG um den ersten Film des Regisseurs Stefan Najib, der an der Hochschule für Medien in Stuttgart studiert hat, handelt. Routiniert inszeniert Najib die Verfolgungsjagden der Polizei, und auch die kammerspielartigen Situationen im Auto mit Martin und Tom gelingen ihm hervorragend. Die Besetzung mit Dominic Raacke als Vater und Tim Oliver Schultz als Sohn ist hochkarätig, doch die wahre Entdeckung ist Dennis Mojen als Amokläufer Tom. Wie er durch seine Gedanken und seinen Monolog Martin bis an die Grenze der Belastbarkeit führt, ist erstaunlich. DER AUSFLUG ist packendes, spannendes und auf höchstem Niveau inszeniertes Kurzfilmkino.
Verstörend nah an der Realität ist Stefan Najib mit seinem Abschlussfilm für die Stuttgarter Hochschule der Medien. In DER AUSFLUG erzählt er von einem Amoklauf an einer Schule – inspiriert durch die Geschehnisse in Winnenden. Sein Protagonist ist ein Lehrer, dessen Sohn in die gleiche Schule geht, also auch zu den Opfern zählen könnte. Er trifft auf den Täter und kann ihn dazu überreden, mit dem Schießen aufzuhören und stattdessen mit ihm als Geisel in seinem Auto zu fliehen. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Beziehung, von der Najib einfühlsam und dramaturgisch sehr effektiv erzählt. Dabei verhindert er allzu einfache Lösungen. So dämonisiert er den Täter nicht, sondern versucht, nachvollziehbar zu machen, was ihn zu seiner Tat getrieben haben könnte. Und der Lehrer ist nicht die positive Gegenfigur, sondern zutiefst verstört durch die Situation und den ungelösten Konflikt mit seinem Sohn. Stefan Najiib hat sich intensiv mit dem Fall von Winnenden beschäftigt und seine Recherchen in das Drehbuch mit einfließen lassen. Dies ist einer der Gründe dafür, dass dieser kurze Spielfilm so intensiv und glaubwürdig wirkt. Auch die gute Führung der Schauspieler ist beeindruckend. Dominic Raake fügt sich nahtlos in das Spiel der jüngeren Darsteller ein – es gibt keinen falschen Ton in diesem Film, und das ist umso erstaunlicher, weil Najib auch filmtechnisch sehr anspruchsvoll gearbeitet hat. Aber die 360 Grad-Schwenks um das Auto oder die aufwendigen Kranfahrten werden nie zum Selbstzweck, sondern dienen immer dazu, die Geschichte noch eindrücklicher zu erzählen. Naijb hat etwas zu sagen und er hat dafür die passenden filmischen Mittel eingesetzt. So leistet DER AUSFLUG Aufklärungsarbeit zum Thema Amoklauf und ist zudem noch spannend erzählt.