Filmplakat: Death Row

FBW-Pressetext

In mehr als 260 Langfilmen, über 230 Serienepisoden und 30 Kurzfilmen starb der US-amerikanische Schauspieler Danny Trejo über 100 Mal. Ist diese Zahl eine Kunst? Nein. Hat Danny Trejo das Sterben dennoch zur Kunst erhoben? Ohne jeden Zweifel. Denn Trejos Figuren sterben nicht einfach. Sie werden gemeuchelt, gespalten, verbrannt, von Kugeln durchbohrt – und sie gehen nicht im Stillen. Sie schreien, sie fluchen, sie verdammen die, die ihnen zusehen und vor allem die, die ihnen das angetan haben. Und wenn es ganz schlimm kommt, dann schauen sie als Untote nochmal vorbei – um wieder und endgültig zu sterben. Der neue found footage-Film von Jan Soldat ist eine hingebungsvolle Hommage an den kultigen Schauspieler mit mexikanischen Wurzeln, der seit den 1990er Jahren in über 350 Produktionen meist als Bösewicht und Antagonist mitgewirkt hat und deswegen auch den Spitznamen „The Mean Chicano“ trägt. Die Montage der jeweiligen „Todesarten“ entwickelt mit pointiertem Timing eine kluge Dramaturgie. Und die Zusammenstellung der Filmausschnitte liefert ganz nebenbei auch einen augenzwinkernden Einblick in das Genre-, B-Movie- und Actionkino der letzten zwanzig bis dreißig Jahre, in dem das Motto, gerade wenn es um den Filmtod ging, gerne mal lautete: Klotzen, nicht kleckern. Ein filmgeschichtlicher Exkurs, der großen Spaß macht.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Experimentalfilm; Kurzfilm
Regie:Jan Soldat
Schnitt:Jan Soldat
Länge:5 Minuten
Verleih:sixpackfilm
Produktion: Jan Soldat

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Ob als Pistolero, Drogendealer, Straftäter, Zombiejäger oder Söldner… Danny Trejo ist als Filmbösewicht aus unzähligen Action-, Horror-, Exploitation-, Western oder Fantasy-Movies bekannt. Mit seinem narbenzerfurchten Gesicht und seiner mächtigen Gestalt ist Trejo in Hunderten von Filmen und Serien zu sehen gewesen und, weil Filmbösewichte selten das Ende des Films erleben, dort auch ebenso oft gestorben.

In dieser Hinsicht ist auch das filmische Denkmal zu verstehen, dass Regisseur Jan Soldat Trejo gesetzt hat. Sterben hat Danny Trejo unsterblich gemacht und Soldats DEATH ROW würdigt die 100(0) von Tode, die »the mean chicano« bislang in seinen Filmen gestorben ist. Anders als Werner Herzog mit seinem gleichnamigen Film gibt Jan Soldat den todgeweihten Charakteren allerdings keine Stimme, sondern lediglich die Plattform für ihre Leinwandtode. In einer Art ‚Supercut‘ befreit er sie von der eigentlichen Story und schneidet ihre Todesszenen zusammen, zur gnadenlosen Übersteigerung. Das, so die Jury, ist mehr als fleißige Montage, das ist Fetisch.

Soldat erzählt in den kompakten 5 Minuten seines Experimentalfilms aber noch wesentlich mehr. Obwohl gerade mal 1,67m groß, wirkt Trejo in seinen Filmen so mächtig, wie unauslöschbar. Wenn Soldat daher, als Loop, immerfort Vergehen an Wiederauferstehen reiht, kann DEATH ROW durchaus auch für die Unsterblichkeit seines Protagonisten stehen, und natürlich auch für die Unvergänglichkeit bestimmter Genre, mitsamt bestimmter Charaktere darin.

DEATH ROW verweist dadurch gleichzeitig auf die Schauwerte von B-Productions. Horror-, Splatter-, Action- und ähnliche Genre funktionieren nur durch spektakuläre Todesszenen und das, seitdem es diese Genres gibt. Mit DEATH ROW sensibilisiert Jan Soldat daher, mit leichten Augenzwinkern, auch für die unendlich lange Reihe von Toten, die vom Publikum natürlich sehnsüchtig erwartet werden.

Nicht nur inhaltlich, auch ästhetisch spielt Soldat mit den Attributen der Genres. So, wie er die in Einzelteile zerlegten Filmkörper Trejos immer wieder auferstehen lässt, überführt er B-Movie-Schnipsel in einen Experimentalfilm. Er synthetisiert Körper und Genre zu einem neuen, ästhetisch reizvollen Kurzfilm. Das ist mutig und gewagt und von der Jury auch genau so verstanden worden. Nach eingehender Beratung kommt sie daher einstimmig zu dem Entschluss, DEATH ROW das Prädikat BESONDERS WERTVOLL zu verleihen.