Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
Dieses Melodram – nach einem Bühnenstück Arthur Schnitzlers – bietet große Kinokunst. Von einem ganz offensichtlich sehr differenzierten Drehbuch ausgehend, versetzt es den Zuschauer zurück in die bürgerliche Welt Österreichs um die Jahrhundertwende, vor allem in die Zeit vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Subtil inszeniert, entfalten sich die Charaktere in einem Rollenensemble, das ‚zeitsinnlich’ gestaltet ist und von Gesichtern lebt, deren physiognomische Eigenwilligkeit und Vitalität zugleich von der Zeichenlogik einer gesellschaftlich vorgegebenen „Maske“ mitgetragen wird. So entsteht ein kinematographisches Seelen- und Sittengemälde, in dem die menschlichen Selbstverständnisse, die sehr unterschiedlichen Beziehungsverwirrungen vielfältig aufeinander zugeführt werden. Beginnend mit Michel Piccoli, Bulle Orgier, Jutta Lampe, überzeugen alle Darsteller durch exzellentes Schauspiel, geführt von einer zeit-einfühlsamen Regie, die gerade auch mit Dialogen treffend umzugehen weiß. Was die Kamera hier künstlerisch leistet, verdient nicht minder hohen Respekt. Musik, Ausstattung und Schnitt korrespondieren im hohen Maß – eine filmische Leistung, die Schnitzler selbst sicher zugesagt hätte.