Filmplakat: Das Warten

FBW-Pressetext

Karen Lips ist Biologin und spezialisiert auf die Erforschung von Fröschen. Als sie nach einer längeren Reise zu ihrem Forschungsstandort in Costa Rica zurückkehrt, stellt sie fest, dass die Frösche, die sie mit aufzog und die sie bis hin zu einzelnen Eigenschaften voneinander unterscheiden lernte, allesamt an einer rätselhaften Hautkrankheit gestorben sind. Als Karen ihren Forschungsstandort wechselt, geschieht dasselbe. Die Frösche verschwinden. Was zurückbleibt, ist eine schier unerträgliche Stille, wo einst das Amphibienkonzert für ein unvergleichliches Naturschauspiel sorgte. Und die Frage, was – oder wer – für das Sterben der Frösche verantwortlich ist. Denn schon jetzt gibt es über 150 Froscharten gar nicht mehr. Und ein Drittel aller Amphibien-Arten ist vom Aussterben bedroht. Der Anima-Dokfilm DAS WARTEN von Volker Schlecht, Alexander Lahl und Max Mönch setzt sein Thema der bedrohten Natur auf eindrucksvolle und künstlerisch formvollendete Weise um. Die Animation liefert assoziative Bilder, die mit gezielt platzierten Farbelementen die faszinierende Schönheit der von Karen Lips liebevoll beschriebenen Wesen deutlich machen. Durch die angenehme Sprechstimme der Forscherin und der klugen und spannungsreichen Erzähldramaturgie wird man immer tiefer in den als „True-Crime-Case“ bezeichneten Vorfall hineingezogen. Und am Ende wird es durch die Kontextualisierung, die der Film vornimmt, mehr als deutlich: Es handelt sich tatsächlich um ein Verbrechen. Und die Täter sind wir alle. Ein immens wichtiger, hochrelevanter und kluger filmischer Beitrag zur Aufklärung über das Artensterben.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Animationsfilm; Dokumentarfilm; Kurzfilm
Regie:Volker Schlecht
Drehbuch:Alexander Lahl; Max Mönch
Kamera:(Animation) Volker Schlecht
Schnitt:Volker Schlecht
Musik:Hannes Schulze
Webseite:mobydok.de;
Länge:15 Minuten
Produktion: mobyDOK GmbH
FSK:0
Förderer:FFA; BKM

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Es ist ein „cold case“, ein ungeklärtes Verbrechen. Im Stil einer der zurzeit so beliebten „true crime stories“ beginnt die weibliche Erzählstimme die Geschichte dieses Films zu erzählen, und diese Irritation macht neugierig, denn auf der Bildebene werden vor allem animierte Sequenzen von Fröschen gezeigt. Im Stil eines mit klarem Strich gezeichneten Zeichentrickfilms arbeitet Volker Schlecht viel mit assoziativen Metamorphosen. Da verwandeln sich Spermien in Raketengeschosse oder ein Frosch im Fadenkreuz einer Schusswaffe in miteinander kämpfende Sumo-Ringer.

Die Erzählerin Karen Lips ist eine Biologin, die sich auf Forschungen über Frösche spezialisiert hat und sie erzählt davon, dass sie in Costa Rica eine seltene Froschart erforschte, aber, als sie nach einiger Zeit ihre Forschungsstation wieder besuchte, alle Tiere auf Grund einer rätselhaften Hautkrankheit verendet waren. Das Gleiche widerfuhr ihr bald danach in einem anderen Forschungsstandort. Was genau dieses Gattungssterben auslöste, bleibt ungeklärt, aber Lips Frösche gehören zu den 150 Froscharten, die in der letzten Zeit ausgestorben sind.

Karen Lips erzählt im sachlichen Ton einer Wissenschaftlerin von dieser Umweltkatastrophe und der minimalistische, sehr grafisch wirkende Animationsstil unterstützt diesen nüchternen Blickwinkel mit dem hier der Fokus darauf gerichtet wird, dass ein Drittel aller Amphibien-Arten vom Aussterben bedroht sind. Schuld daran sind die Menschen, die im Anthropozän immer mehr die Natur aus dem Gleichgewicht bringen. Daran erinnert dieser AnimaDok-Film eindrucksvoll, weil die Filmemacher genau um die Wirkung sowohl ihrer Töne wie auch ihrer Bilder wissen.

Sehr gerne würdigt die Jury der FBW diesen Film nach einer umfangreichen Diskussion mit dem höchsten Prädikat BESONDERS WERTVOLL.