Das Verlangen

Kinostart: 05.12.02
2002
Filmplakat: Das Verlangen

FBW-Pressetext

Düsteres Kammerspiel, formal stringent, das den Alltag und die Rituale in einem schwäbischen Dorf beschreibt und sich dabei auf wenige Figuren und ihre Sprachlosigkeit konzentriert.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama
Regie:Iain Dilthey
Darsteller:Klaus Grünberg; Susanne-Marie Wrage; Robert Lohr
Drehbuch:Iain Dilthey; Silke Parzich
Länge:94 Minuten
Kinostart:05.12.2002
Verleih:Academy Films Ludwigsburg
Produktion: Filmakademie Baden-Württemberg GmbH, BR; SWR; Tag-Traum Filmproduktion;

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Ein deutscher Film neben der Zeit. Stilles Kino, sperrig, mit Vertrauen in seine Geschichte, zu seinen Bildern und zu seiner Kraft. Selbstverständlich und sicher wie der junge Fassbinder plaziert der Regisseur Iain Dilthey seine (wenigen) Figuren im tragischen Kammerspiel. Reduziert, auf kleinste Gesten und Blicke konzentriert, tun sich ein Abgrund und ein Kosmos auf. Der dramaturgisch stringente Film formuliert allgemein Gültiges, ist zeitlos in sich stimmig.

Schön beobachtet sind Alltagsrituale, zum Beispiel am Frühstückstisch oder im Kaufladen, auch etwa, daß die unterdrückte Ehefrau ihr Aufbegehren im öffentlichen Raum, nämlich beim Leichenschmaus erstmals artikuliert. Intensiv sind die Momente der Nähe und Intimität, wenn bei Lena kurz das andere Leben aufscheint, wie beim Kuß im Wald.

Der Film schürft psychologisch tief, seine Figuren sind überaus präzise beschrieben. Sehr ruhig, sehr zurückgenommen und sehr präsent agieren die Darsteller. Susanne-Marie Wrage als die protestantische Pfarrersfrau Lena, die nach Zärtlichkeit verlangt, stehe hier stellvertretend. Ein je eigenes Verlangen haben die weitgehend sprachlosen Protagonisten, der Film gibt ihnen Raum und Würde.

Viele Szenen prägen sich nachdrücklich ein, die Banalitäten des Alltags werden zum Sprechen gebracht. Blick und Erzählduktus sind dabei anders, weit weniger beliebig als der vieler aktueller Filme. Und es gibt magische Momente. Am schönsten der, wenn sich das Feuerwerk im Küchenfenster hinter Lena spiegelt: verhalten, poetisch, aber wirkungsvoll. Wie der Film.