Das Offenbare Geheimnis

Filmplakat: Das Offenbare Geheimnis

FBW-Pressetext

Emmelsum liegt in Nordrhein-Westfalen, im Kreis Wesel. Das Dorf zählt 300 Einwohner und gehört zur Stadt Voerde. Laut Wikipedia gibt es dort „keine besonderen Sehenswürdigkeiten“, auch auf der dorfeigenen Homepage wird nichts „Besonderes“ aufgeführt. Die Filmemacherin Eva Könnemann hat dies gereizt. Denn es gibt doch keinen Ort auf der Welt, wo es „nichts“ gibt. Dieses „Nichts“ ist doch an sich schon interessant. Und so reist sie nach Emmselsum – und setzt sich dort erst einmal auf eine Bank am Ortseingang. Diese Bank ist ihr Startpunkt. Und für den Zuschauer der Beginn einer ungemein unterhaltsamen Reise durch einen Ort, in dem nichts wirklich Spannendes passiert. Seine Faszination und Spannung erhält DAS OFFENBARE GEHEIMNIS durch die filmische Gestaltung und den Kommentar der Filmemacherin selbst. Sie beschreibt noch mehr als die Umstände und Vorgänge der Dreharbeiten ihre eigenen Gedanken. Und die gehen über das Filmische hinaus. Ganz selbstreflexiv redet Könnemann über ihre Befindlichkeiten, von einer Beobachterin im Dorf zur Beobachteten zu werden. Von der Hinterfragung ihrer eigenen Motivation als Filmemacherin. Und von dem Wunsch, aus dem, was gegeben ist, noch viel mehr schaffen zu können. All diese Gedanken machen Könnemanns Film zu einem überraschend vielschichtigen Ereignis. Am Ende des Films ist man Menschen aus Emmelsum begegnet, die Könnemann nie ausstellt, sondern mit respektvoller Distanz begleitet und befragt. Man ist mit der Regisseurin durch die leeren Straßen gegangen, hat in ambitioniert gestaltete Gärten geschaut und das dörfliche Vereinsleben mit all seinen Traditionen und Eigenheiten kennengelernt. Und man hat einen Einblick in das Filmemachen und in das Innenleben einer Filmemacherin erhalten. DAS OFFENBARE GEHEIMNIS ist ein großer Film über ein kleines Fleckchen Erde, das nichts zu bieten hat. Und doch so viel besondere filmische Momente möglich macht.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm; Kurzfilm
Regie:Eva Könnemann
Drehbuch:Eva Könnemann
Kamera:Eva Könnemann
Schnitt:Eva Könnemann
Länge:29 Minuten
Verleih:Kurzfilmtage Oberhausen
Produktion: Eva Könnemann
FSK:oA

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Einen „besonders wertvollen“ Film über einen Ort ohne jede Besonderheiten zu machen – dieses beachtliche Kunststück ist Eva Könnemann mit ihrem Kurzfilm DAS OFFENBARE GEHEIMNIS gelungen. Sie hat sich bewusst einen Ort ausgesucht, an dem so gut wie nichts passiert. Es gibt in Emmelsum keine Sehenswürdigkeiten, keine Kirche oder Kneipe, keinen Laden und keine Bushaltestelle. 300 Menschen wohnen dort und das niederrheinische Dorf ist so unbedeutend, dass noch nicht einmal genau bestimmt wurde, wo seine Ortsgrenze verläuft. Eva Könnemann hat sorgfältig gestaltete Bilder von der extremen Normalität dieses Ortes gemacht – von den Hecken, Fassaden, Straßenansichten. Sie macht sich nicht lustig über dieses kleinteilige Leben, sondern ist stattdessen neugierig darauf, was genau es ausmacht. Und nach und nach rücken auch Menschen ins Bild. Sie interviewt einen Metallsucher, der auf den Feldern nach Resten von Munition aus dem letzten Weltkrieg sucht, aber von den meisten ihrer Begegnungen berichtet sie, mit der Stimme von Katrin Resetarits, in ihrem Kommentar. In diesem schildert sie ihre Befindlichkeiten, versucht Erklärungsansätze etwa dafür zu finden, warum die Gärten des Dorfes mit einer geradezu fetischhaften Leidenschaft gepflegt werden. Und sie erzählt, wie sich das Dorf langsam ihr gegenüber öffnet. So beobachten die Bewohner sie zuerst mit Argwohn und der gleichen Intensität wie sie selbst das Dorf beobachtet hat. Doch letztendlich wird sie sogar zum Schützenfest eingeladen, denn nun gehört sie ja dazu. DAS OFFENBARE GEHEIMNIS ist ein fein- und tiefsinniges Filmessay geworden, das mit seiner konsequente Bildergestaltung überzeugt, aber auch mit dem ironisch, klugen, und manchmal überraschend persönlichen Kommentar erstaunlich unterhaltsam geraten ist. Und nun ist Emmelsum alleine schon deshalb ein besonderer Ort, weil dort dieser bemerkenswerte Film gedreht wurde.