Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
Was an diesem Animationsfilm als erstes bemerkenswert erscheint, ist sein spielerischer Umgang mit Formen und Farben, mit Phantasie und Ideen. Formal verwandt mit Computerspielen, bei denen sich der Spieler von Ebene zu Ebene weiter hangelt, variiert DAS HAUS eine kleine Geschichte mit erst auf den zweiten Blick erkennbarem Tiefgang. Ein junges Mädchen versucht, sich über die Regeln der eigenen Mutter hinweg zu setzen und sich um die Großmutter zu kümmern, die symbolisch in einem geblümten Sarg untergebracht ist und von dem Kind immer wieder aus diesem Gefängnis befreit und versorgt wird. Als Zeichen dafür werden jedes Mal neue Haare aus diversen Materialien wie Spaghetti oder Topfpflanzenblättern der alten Dame auf den Kopf gepflanzt, nur um dann immer wieder von einer Frau mit übergroßer Schere abgeschnitten zu werden. Danach wird die alte Frau in ihr sargähnliches Gehäuse zurück verfrachtet – bis sie sich eines Tages diesen Zwängen entzieht und sich selbst aus ihrer misslichen Situation befreit, was für sie und das Mädchen eine bestimmte Konsequenz hat. In diese Geschichte lässt sich allerlei hinein interpretieren, was der Hauptausschuss durchaus mit großer Diskutierfreudigkeit tat. Doch mehr noch als die Erzählung selbst, deren Aussage nicht jedem einleuchtete oder deren Dramaturgie nicht eindeutig nachzuvollziehen war, beeindruckten den Ausschuss der spielerische Umgang mit den Bildern, die Ästhetik der Farbgebung und die offensichtliche Lust an der Suche nach neuen Wegen des Fabulierens in Bild und Bewegung. Die visuellen Elemente und der Aufbruch zu neuen filmischen Ufern verleihen dem Film einen Charme, der sich der sturen Interpretation der Handlung oder dem Aufspüren von Logik und tieferem Sinn entzieht und stattdessen vor allem ein visuelles Vergnügen bereitet.