Das Ei ist eine geschissene Gottesgabe

Kinostart: 02.12.93
1993
Filmplakat: Das Ei ist eine geschissene Gottesgabe

Kurzbeschreibung

Geschichte einer bayerischen Bauernfamilie, die von zwei starken Frauen (Mutter und Tochter) beherrscht wurde, die für die Auflösung menschlicher Beziehungen und den Untergang des Hofes verantwortlich sind.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Kategorie:Spielfilm
Gattung:Dokumentarfilm
Regie:Dagmar Wagner
Drehbuch:Dagmar Wagner
Kamera:Igor Luther
Schnitt:Clara Fabry
Musik:Thomas Hahner; Heinz Grobmeier
Länge:92 Minuten
Kinostart:02.12.1993
Produktion: Bundesbeauftragte für Kultur*, Kick Film und Fernsehproduktions GmbH, München Horres Film/Bayerischer Rundfunk, München
FSK:0
Förderer:KJDF

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Ein sehr schöner vielfältiger Film, der sensibel eine alte Bäuerin beobachtet und dabei ein Stück praktizierter Menschlichkeit dokumentiert. Sie ist der Fels in der Brandung, nie in die Welt hinausgekommen, aber fest in der neuen Zeit verhaftet.

Mit diesem Film ist ein zeithistorisches Dokument des Niedergangs des Bauerntums gelungen. Er arbeitet mit vielen Brechungen und Kontrasten, lässt dabei Schwarzweiß, Farbe und Brauntöne dauernd wechseln. Über das Landleben, gebrochen an der Welt der Schickeria, der der Asylanten, des Früher und Heute, der verschiedenen, auseinander gerissenen Familienmitglieder, gelingt dem Film ein höchst unsentimentales und absolut nicht nostalgisches Dokument.

Sophie ist der Mensch, der von Anfang an in der Natur lebt und sich nie von diesem Bauernhof entfernt hat. Für sie ist die Sorge für das Leben selbstverständlich. Bei ihr haben alle Raum, angefangen von den Tieren, über die Taubstummen, bis zu den Asylanten, den "Gästen auf dem Bauernhof" und den Stadtmenschen, die das Schicki-Micki-Restaurant besuchen, das einmal Teil des Hofes war. Ihre Familie ist jedoch gesprengt. Sophie hat für sie keine Integrationskraft. Sie hatte den Hof, der Mann heiratete ein und eine damals wegen der Kriegsverläufe schon sehr gefestigte Frau - also Sprengstoff für eine kleine Familie genug. Die Schwiegermutter muss nicht gerade geholfen haben. Das Verhältnis zwischen Sohn und Vater war ebenfalls voller Konflikte. Alle Versuche der Diversifizierung dieses Bauernhofes, mit einem Restaurant, einem Sägewerk und einer Schnapsbrennerei, gingen deshalb schief, weil die menschlichen Beziehungen zerbrachen, die eigentlich Grundlage hätten sein sollen. Es ist eine enge familiäre Welt der Intrigen und der Gedrücktheit, in der Sophie das tut, was sie ein Leben lang getan hat, und jeder fürchtet den Augenblick, in dem sie nicht mehr die Eier, die Hühner, die Milch, das Brot und den schwarz gebrannten Schnaps verkaufen kann, sie nicht mehr Mittelpunkt für die auf "Sprengenöd" sein kann.