Darjeeling Limited
FBW-Pressetext
Eine spirituelle Zugreise dreier Brüder durch Indien wird von Wes Anderson zu einem Road Movie par excellence auf Schienen inszeniert. Mit opulenten, kinogerechten Bildern und der Skurrilität der Protagonisten, deren mangelnde Nähe er an das Publikum weitergibt, etabliert er eine Kunstsprache und gibt diesem interessanten Genre einen neuen Touch. Traditionell bleibt er zu Anfang mit Hotel Chevalier: zum Kinoprogramm gehört ein Kurzfilm. Diese moderne Pilgerreise hat das Zeug zum Kultfilm.Filminfos
Kategorie: | Arthouse |
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Gattung: | Spielfilm; Tragikomödie |
Regie: | Wes Anderson |
Darsteller: | Adrien Brody; Jason Schwartzman; Owen Wilson; Amara Karan |
Drehbuch: | Wes Anderson; Roman Coppola |
Weblinks: | ; |
Länge: | 91 Minuten |
Kinostart: | 03.01.2008 |
VÖ-Datum: | 19.09.2008 |
Verleih: | Fox |
Produktion: | Twentieth Century Fox Film Corporation, American Empirical Pictures, Cine Mosaic, Indian Paintbrush, Scott Rudin Productions |
FSK: | 6 |
Jury-Begründung
Drei Söhne machen sich auf eine Reise. Kurz vorher haben sie den Vater begraben, der bei einem Unfall ums Leben kam, nun wollen sie die Mutter besuchen, die in einem abgelegenen Kloster lebt – so machen sie sich auf den Weg – nach Indien.Der Älteste, Francis, hat alles organisiert und erst im Laufe der Reise weiht er seine mitreisenden Brüder Peter und Jack in seine Pläne ein. Jeder der Drei lebt seine Skurrilitäten, die er pflegt und als lebensnotwendig betrachtet. Francis, der Organisator, von einem kurz zuvor knapp überlebten Motorradunfall schwer entstellt, plant alles durch, hat für alle Medizin dabei, die er verteilt und legt den Tagesablauf fest. Peter, der seine Frau Alice hoch schwanger zu Hause gelassen hat, kauft vor der Abreise noch schnell eine grüne Mamba, die er im Pappkarton transportiert und Jack, der Jüngste und Schriftsteller reißt erfolgreich die hübsche Zugbegleiterin Rita auf, um seinen Liebeskummer zu bekämpfen. Das Abenteuer einer spirituellen Reise, wie Francis sie nennt, kann beginnen.
Es ist eine Pilgerreise, die sie unternehmen, und so werfen sie nach und nach Ballast ab. Die Laminiermaschine, einen Teil ihrer elf Koffer und ein Drucker erweisen sich als entbehrlich. Je weiter die Reise fortschreitet, um so näher kommen sich die Drei, sie beginnen sich zu akzeptieren, ohne sich wirklich zu verstehen.
Der Film schafft es mit scheinbar unmerklichen Wendungen die Geschichte voran zu treiben, die Reisenden scheinen nirgendwo anzukommen - außer zu sich selbst, ohne dass diese Entwicklung prätentiös verklärt würde. Reminiszenzen an die Beatles meint man zu erkennen und dennoch tut sich hier keine falsche Romantik auf, die an die Hippies der 1970er Jahre erinnert. Es sind die Kinder der Hippies, die hier Indien für sich entdecken. In einer Krisensituation handeln sie - für den Zuschauer fast unerwartet - instinktiv und zeigen ihre Menschlichkeit und Nähe zum Land, das sie bereisen. Nicht die Einheimischen sind hier die Exoten, sondern die fremden Reisenden, die alles zunächst staunend, dann immer selbst-verständlicher zur Kenntnis nehmen.
Formal und künstlerisch findet sich hier eine Bildsprache, die unverbraucht und frisch wirkt. Die Enge des Zugabteils wird abgelöst von der Weite einer Wüstenlandschaft. Die Kamera findet hier wie dort adäquate Bilder. Die Ausstattung erscheint authentisch und stilisiert zugleich, und die Musik unterstreicht die Stimmung des Road Movies. Mit wenigen Dialogen wird eine überzeugende Nähe zu den Figuren hergestellt, die auf die Mehrheit der FBW-Jury überzeugend wirkte.