Kurzbeschreibung
"Realitäten und Traum, dokumentarische und symbolische Szenen wechseln sich ab, ergänzen sich, widersprechen sich". Eine Suche "nach dem göttlichen Unsinn des Hierseins" - frei nach "Candide" von Voltaire.Filminfos
Gattung: | Spielfilm |
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Regie: | Peter Sempel |
Darsteller: | Blixa Bargeld; Nina Hagen; Nick Cave |
Länge: | 93 Minuten |
Produktion: |
Jury-Begründung
Ein Filmmann hat sich aufgemacht, wie Voltaires "Candide", die "beste aller Welten" zu suchen, ist den Spuren seines Vorbildes über die ganze Erde gefolgt. Das Ergebnis heißt "Dandy".Jeder, der dieses Wagnis auf sich genommen hätte, wäre mit einem anderen Resultat heimgekehrt. Denn jeder hätte einen anderen Weg eingeschlagen, hätte andere Bilder gesehen, andere Lieder gehört, andere Zitate verwendet. Es gibt kein Programm für diese Reise. Deshalb müsste in jedem Fall akzeptiert werden, was an Metaphern und Vergleichen als Beweismaterial vorgelegt wird. Über Geschmack lässt sich nicht streiten, Diskussionen erübrigen sich.
Peter Sempel hat sich zur Provokation entschlossen. Er präsentiert Bilder dieser Welt, die in Reiseprospekten kaum vorkommen. Auf der Suche "nach dem göttlichen Unsinn des Seins" findet er die unbequemen, die hässlichen Versatzstücke unserer Gegenwartskultur. Unbekümmert schlägt er sie dem Zuschauer um die Ohren. Er seziert und zertrümmert, er baut nicht auf. Dem Plakativen wird kein positives Modell gegenübergestellt. Das zu entschlüsseln, die ihm zur gefälligen Selbstbedienung angeboten wird. Das Detail erweist sich als bedeutungslos, alles Zusammengetragene nur einer einzigen, seiner Botschaft, unterstellt.
Und dann geschieht es plötzlich doch, dass man eine Ordnung im Chaos zu entdecken glaubt, etwa im letzten Drittel des Films, wenn Musik und Bilder einander zu entsprechen beginnen, faszinierende Bilder von zeitloser Schönheit, zumeist tänzerischen oder pantomimischen Charakters. Was vorher zwischen Farbe und Schwarz-Weiß, zwischen englischer und deutscher Sprache, zwischen Symphonie und Rock scheinbar ungeordnet das ungeschlachte Spiel ironisch überfrachtete, fließt auf einmal in gebändigten Bahnen, und sogar die Kaffeekanne als Running-Gag gewinnt symbolische Kraft.
Der Autor nennt dies einen Musikfilm, und tatsächlich bietet die Musik zwischen Klassik und Moderne den einzigen realistischen Hintergrund, an den man sich halten kann, und unter dieser Voraussetzung wird es unwichtig, was sich an Sehens- oder Nicht-Sehenswertem auf der Leinwand ereignet. Die Zumutung wird zumutbar. Die beste aller Welten zeichnet sich fern am Horizont ab, oder ist es nur eine Fata Morgana?
Die Diskussion konnte verständlicherweise keine einheitliche Meinung produzieren. Der Bewertungsausschuss erkannte mehrheitlich das Ringen des Autors/Regisseurs um sein kompliziertes Thema an und die Qualität dessen, was er daraus gemacht hat.