Daily Tales - Part One: The Magnificent Beauty Of A Train Ride

Filmplakat: Daily Tales - Part One: The Magnificent Beauty Of A Train Ride

FBW-Pressetext

Für das Genießen einer Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln sind folgende Fähigkeiten unabdingbar: Geduld, gute Nerven und Toleranz gegenüber Gerüchen, Geräuschen und Gedrängel. Doch was ist, wenn diese Fähigkeiten fehlen? Das junge Mädchen, das wir in DAILY TALES – PART ONE: THE MAGNIFICENT BEAUTY OF A TRAIN RIDE treffen, besitzt sie schon mal nicht. Sie ist genervt, weil der Zug knappe 99.999 Minuten Verspätung hat, rastet innerlich aus, als sich im Abteil alle um sie herum drängen – und bekommt einen Wutanfall, der sich gewaschen hat, als der Geräuschpegel auf das Level eines Schlagbohrers anschwillt. Doch nachdem ein unschuldiges Wesen Opfer ihrer Wut geworden ist, fragt sich das Mädchen: Bringt die Wut uns wirklich weiter? Mit DAILY TALES… ist den Filmemachern Alexander Dietrich und Johannes Flick ein herrlich kreativer Kommentar auf die Tücken des öffentlichen Nahverkehrs gelungen. Die im Stil einer Stop Motion animierten Figuren sind mit Liebe vom kleinsten Detail ausgearbeitet, die ganze Szenerie scheint vor Farbe und Bewegung aus der Form zu springen, und die Soundkulisse tut ihr Übriges, um für Dynamik und Abwechslung zu sorgen. Und allerspätestens bei der trockenhumorigen Schlusspointe beweist sich das ausgeklügelte dramaturgische Timing. So geht unterhaltsames Kurzfilmkino mit Fortsetzungspotenzial.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Kurzfilm
Regie:Alexander Dietrich; Johannes Flick
Drehbuch:Alexander Dietrich; Johannes Flick
Musik:Gerd Böttler
Länge:1 Minuten
Produktion: Mareike Keller
FSK:6
Förderer:FFA

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Die Protagonistin dieses sehr kurzen Kurzfilms ist ein kleines Mädchen, das eine Zugfahrt machen will. Aus ihrer Perspektive wird die Geschichte erzählt, und so sind die Erwachsenen größer und ihre Aktionen bedrohlicher als gewöhnlich. Und die kleine Heldin ist schon sauer, als sie endlich den Zug besteigen kann, denn dieser hat eine (für sie fast unerträglich lange) Verspätung. Im überfüllten Zug wird es dann aber kaum besser, denn die Fahrgäste nehmen keine Rücksicht auf das Kind, das schroff behandelt und erschreckt, bis es schließlich seine zunehmenden Aggressionen an einem kleinen Vogel abreagiert – der einzigen Filmfigur, die noch wehrloser und kleiner ist als sie selber.

Alexander Dietrich und Johannes Flick haben den Film im Cinema 4D animiert, und die Figuren digital aus Alltagsgegenständen zusammengebastelt. Da werden Knöpfe zu Augen, Streichhölzer zu Nasen und Klemmbausteine zu Zähnen. In diesem Sinne ist dies ein Animationsfilm im eigentlichen Sinne des Wortes denn sie machen darin unbelebte Dinge lebendig. Und dies tun sie mit einer überbordenden Spielfreude, denn die Zugfahrt mag für die kleine Mini eine Tortur sein, doch für das Publikum ist sie sehr vergnüglich und unterhaltsam, weil die Mitreisenden einem Horrorkabinett entsprungen zu sein scheinen. Und sie benehmen sich auf einen sehr komische Art und Weise schlecht. Weil das alles so rasant erzählt wird (die ganze Fahrt plus Wartezeit dauert unter zwei Minuten) wird der Film zu einer wilden Abfolge von grotesken Momenten.

Alexander Dietrich und Johannes Flick haben hier eine ganz eigene Bilderwelt geschaffen. Und ihnen ist das Kunststück gelungen, über den alltäglichen Horror des öffentlichen Nahverkehrs einen komischen Horrorfilm zu machen. Nach einer anregenden Diskussion und in Abwägung aller Argumente erteilt die Jury dem Film gerne das Prädikat BESONDERS WERTVOLL.