Code unbekannt

Kinostart: 08.02.01
2000
Filmplakat: Code unbekannt

FBW-Pressetext

Unterschiedliche Lebensgeschichten verknüpfen sich in fragmentarischen Episoden. Eine intelligente, verstörende Gegenwartsbehandlung.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama
Regie:Michael Haneke
Darsteller:Juliette Binoche; Thierry Neuvic; Josef Bierbichler
Drehbuch:Michael Haneke
Länge:117 Minuten
Kinostart:08.02.2001
Verleih:Prokino Filmverleih
Produktion: MK2 Productions
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Wie mit der Axt in Stücke gehauen wirkt diese "Unvollständige Erzählung von verschiedenen Reisen", wie der Untertitel lautet. Gewollt unkünstlerisch, dabei aber mit hohem Authentizitätsgrad und fast dokumentarisch in der Wirkungsart, verknüpft Michael Haneke verschiedene Schicksale. Sie alle gehen von einem kleinen, banalen Ereignis aus: von der alltäglichen Demütigung einer (rumänischen) Bettlerin mitten in Paris. Ruppige, plötzliche Schnitte - zum Teil mitten im Satz - und Schwarzblenden trennen die Erzählstränge.

Die Sequenzen selbst sind schnörkellos inszeniert, manchmal sogar ganz ohne Schnitt oder Kamerabewegung, wie etwa in der beklemmenden Metro-Szene mit Juliet Binoche. Kameramann Jürgen Jürges findet überzeugend "unauffällige", atmosphärisch dichte Bilder. Die Figuren sind genau gezeichnet, die Erzählung spart vieles aus, trennt manches ab. Die Bilder sprechen auf ganz unterschiedliche Art, beinahe wird ein Kanon durchdekliniert. Das können Sepp Bierbichlers Bauernhände, die Augen von Juliet Binoche, die Stimme einer Frau aus Mali oder die Körperhaltung einer Bettlerin sein.

Sehgewohnheiten werden permanent in Frage gestellt, auch das Medium Film wird reflektiert. Eindrucksvoll hier die Hochhausszene mit dem Kind, das beinahe von der Brüstung fällt, und dann der Übergang zur Nachsynchronisation, die einen völlig anderen emotionalen Zustand herstellt, der sich fundamental von der als "echt" erlebten Szene unterscheidet.

Die radikale und auch verstörende Erzählweise wie auch die unterschiedliche inhaltliche Spannungshöhe der Sequenzen (von zäh bis atemlos) wurden im Bewertungsausschuß kontrovers diskutiert. Der fragmentarische Charakter des Films fordert solche Diskussionen heraus, und das sicher nicht ungewollt.