Cobra Verde

Kinostart: 03.12.87
1987

Kurzbeschreibung

Wegen verschiedener Vergehen und Verbrechen wird Cobra Verde als Sklavenhändler nach Afrika geschickt, wo nicht der sichere Tod, sondern zunächst eine neue, zweifelhafte Karriere auf ihn wartet.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Spielfilm; Abenteuerfilm
Regie:Werner Herzog
Darsteller:Klaus Kinski; José Lewgoy
Drehbuch:Werner Herzog
Buchvorlage:Bruce Chatwin
Kamera:Viktor Ruzicka
Schnitt:Maximiliane Mainka
Musik:Popol Vuh
Länge:110 Minuten
Kinostart:03.12.1987
Produktion:
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Diesmal ist es die Zeit des auslaufenden Sklavenhandels, das letzte Aufbegehren der Nutznießer einer unwürdigen, unmenschlichen Epoche, die Werner Herzog die Geschichte und das thematische Material für seinen Film liefern. Einen Film, der ohne einen logischen Background auszukommen hat, wie ihn noch „wo die grünen Ameisen träumen“ lieferte, aus seiner bunten Vordergründigkeit jedoch so viel an Abenteuerlichkeit und Spannung herauszuholen versteht, dass dieser Produktion der Titel „großes, farbenprächtiges Kino“ mit Recht zukommt.

Herzogs Film lebt von den Gegensätzen, wie sie sich in Brasilien zwischen den ausgebeuteten Zuckerrohr-Arbeitern und ihren, das politische Leben bestimmende Herren ergeben, in Afrika zwischen den verkauften Negern und ihren Stammeskönigen, die mit den Sklavenhändlern gemeinsame Sache machten. Dass hier wie dort der Rebell und Abenteurer Cobra Verde alias Francisco Manoel da Silva seine Finger im schmutzigen Spiel hat, verhilft Klaus Kinski wieder zu einer seiner Paraderollen, die er mit genüsslicher Brutalität, weniger als Schauspieler denn als starke Persönlichkeit ausfüllt.

Der Bewertungsausschuss honoriert in erster Linie die mit hoher Organisationskunst gepaarte Regie-Leistung Herzogs, dem bestechenden optische Höhepunkte mit meisterhaft arrangierten Massenszenen (z.B.: das Amazonen-Training, aber auch die kammerspielhafte Delikatesse des nächtlichen Wirtshausgespräches am Anfang) und in Zusammenarbeit mit der mustergültigen Kamera wirksam nachempfundene folkloristische Abläufe von dokumentarischer Kraft gelingen. Zwar kommt es hierbei auch zu Längen, die jedoch nie Langweile auslösen; die Atmosphäre bleibt dicht und überträgt mit fast spürbarer Authentizität den Duft und die Hitze exotischer Landschaften und peinigenden Geschehens.