Club Bunker
FBW-Pressetext
In den Gängen flackert das diffuse Flurlicht, während die dumpfen Bassklänge durch die kalten Steinmauern dringen. Ein paar Drinks liegen auf der Theke, umgekippt, vergessen. Und in der Mitte des Tanzbereichs ein grelles Licht, in das sich alle drängen. Bis ganz plötzlich ein lauter Krach die taucherglockenartige Atmosphäre durchbricht. Und allen den Weg nach draußen in die Natur weist. Allein schon die Mischung aus der in 3D abgefilmten Räumlichkeiten, dem Sound, Licht, der Kamerarbeit und Montage wäre es wert, den Kurzfilm CLUB BUNKER von dem Künstlerduo M+M als herausragend zu bezeichnen. Und doch sind es die ‚tierischen‘ Protagonisten, die dem Film das ganz Besondere verleihen. Denn CLUB BUNKER ist Teil einer Trilogie, in der ganz normale soziale Begegnungen anhand von Insekten dargestellt werden. Die Hauptdarsteller sind Gottesanbeterinnen und Stabschrecken, die in clubähnlichen Szenarien eingebettet werden und denen man gerne – aber auch mit gewissen Gruselschauer – bei ihren geisterähnlichen Bewegungen auf dem Dance Floor zuschaut. Mit CLUB BUNKER gelingt M + M nicht nur eine weitere technisch herausragende Arbeit, sondern auch ein sinnlich-rätselhaftes, immersives Filmvergnügen.Filminfos
Gattung: | Experimentalfilm; Kurzfilm; Fiction |
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Regie: | Marc Weis; Martin De Mattia |
Drehbuch: | Marc Weis; Martin De Mattia |
Kamera: | Sebastian Cramer |
Schnitt: | Florian Duffe |
Musik: | Albert Pöschl |
Länge: | 7 Minuten |
Verleih: | interfilm Berlin Short Film Sales & Distribution |
Produktion: | M+M / Marc Weis / Martin De Mattia |
Jury-Begründung
Wie könnten Bilder aus einer postapokalyptischen Welt aussehen, in der es keine Menschen mehr gibt? In ihrem Experimentalfilm beantworten Marc Weis und Martin De Mattia diese Frage spielerisch. In winzige Studiobauten haben sie Gottesanbeterinnen und Stabheuschrecken gesetzt und diese dann mit speziellen Kameras in 3 D aufgenommen. Mit ihren langsamen Bewegungen scheinen sich die Insekten wie in Trance zu bewegen, und dazu passt dann auch das Setting, in dem wir sie die meiste Zeit des Films über beobachten. Die dunklen Räume mit winzigen Requisiten wecken Erinnerungen an Clubkeller in den 1980er und 1990er Jahren, in denen Raver Nächte durchtanzen und chillen. Dieser surreale Effekt verstärkt eindrucksvoll die Irritierung, die die Bilder des Films erzeugen. In dieser Welt der Insekten wäre eine herkömmliche erzählte Geschichte völlig fehl am Platze, denn diese würde in irgendeiner Weise die menschlichen Grunderfahrungen widerspiegeln und die wären in einer posthumanoiden Welt ja obsolet geworden. Dass der Film dann doch ein Ende hat, bei dem einige Insekten nach einer Detonation durch ein Loch in der Wand in die helle Außenwelt krabbeln, wirkt auf die Jury fast wie ein Stilbruch. Die Jury ist sehr beeindruckt von der handwerklichen Virtuosität, mit der diese Miniaturen inszeniert wurden. Dazu gehören auch das düstere Licht und das Sounddesign. Hier wird sehr effektiv mit der digitalen stereoskopischen Aufnahmetechnik gearbeitet, die in kommerziellen Kino inzwischen so gut wie ausgestorben ist. Auch dies ist eine der vielen Überraschungen dieses kleinen Meisterwerks, bei dem das Konzept einer Apokalypse einmal konsequent zu Ende gedacht wurde.In Abwägung aller Argumente erteilt die FBW-Jury dem Film gerne das höchste Prädikat ‚besonders wertvoll‘.