City Plaza Hotel

Filmplakat: City Plaza Hotel

FBW-Pressetext

Zhenos ist 11 Jahre alt und kommt aus Afghanistan. Zusammen mit ihren Eltern ist sie aus ihrer Heimat geflohen, nach Athen in Griechenland. Dort wohnt sie, zusammen mit vielen anderen Geflüchteten-Familien in einem ehemaligen Hotel, dem „City Plaza Hotel“. Ihr Alltag ist bestimmt vom Warten und Nichtstun. Denn keiner weiß, wie es weitergeht, wo die Familie einmal leben kann – und ob die ursprüngliche Heimat jemals so friedlich ist, dass sich dort ein Leben wieder lohnt. Der dokumentarische Kurzfilm von Anna Paula Hönig und Violetta Paus begleitet Zhenos bei ihrem Alltag im Hotel. Auf der Bildebene konzentriert sich die Kamera von Boris Münger ganz auf die kindliche Protagonistin. Ob beim Spielen mit Geschwistern oder anderen Kindern im Hotel, beim Beobachten der Menschen von ganz oben auf dem Dach oder bei der alltäglichen Routine. In einem klugen Umgang mit Licht und Farbsetzung sind die Bilder wunderschön fotografiert und fast entsteht ein träumerischer und ästhetisierter Eindruck. Doch auf der Tonebene kommentiert Zhenos selbst das Geschehen mit ihren Gedanken, die sie sich über die Zukunft macht. Und die Ängste, die sie vor allem nachts heimsuchen, wenn sie von der Bedrohung zuhause in Afghanistan spricht. Dann erhält CITY PLAZA HOTEL eine nachdenkliche Tiefe, die den Film zu einer sehr sensiblen und auch für die junge Zielgruppe nachvollziehbaren Auseinandersetzung mit dem Thema Flucht und Heimatlosigkeit macht.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm; Kinderfilm; Kurzfilm
Regie:Anna Paula Hönig; Violeta Paus
Drehbuch:Anna Paula Hönig; Violeta Paus
Kamera:Boris Münger
Schnitt:Damian Tetelbaum; Violeta Paus
Musik:Damián Tetelbaum
Länge:13 Minuten
Produktion: Anna Paula Hönig

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

CITY PLAZA HOTEL ist ein Dokumentarfilm. Doch so sieht er nicht aus. Bildsprache und Montage folgen eindeutig der Tradition des Kunst- und Erzählkinos. So wird ein Alptraum der Protagonistin etwa mit einer in blauer Farbe verfremdeten Bildfolge illustriert, die aus einer Mischung von selbst gedrehten und Archivaufnahmen besteht. Im Off hört man dazu die Stimme der elfjährigen Zhenos, eines afghanischen Mädchens, das mit seiner Familie nach Griechenland geflüchtet ist. Für eine begrenzte Zeit haben sie zusammen im CITY PLAZA HOTEL Zuflucht gefunden. Dort lebt die Familie in sehr beengten Verhältnissen. Zhenos zieht sich am liebsten auf das Dach des Hotels zurück, wo sie träumen und auf dem Smartphone ihre Musik hören kann. Zhenos lebt in einer Zwischenwelt: zusammen mit ihrer Familie in einem Land und einem Hotel, wo sie nur zeitweise geduldet wird, aber auch als Kind, das merkt, dass es zur Frau wird, und dass sich ihr Körper verändert. Auch darüber spricht sie in erstaunlich reflektierten, zum Teil poetischen Sätzen, die deutlich machen, dass sie schneller erwachsen werden musste als andere Elfjährige. Die beiden Filmmacherinnen Anna Paula Hönig und Violeta Paus kommen der jungen Protagonistin sehr nah. Zum Teil in extremen Nahaufnahmen versuchen sie, das Lebensgefühl und die Erfahrungswelt des Mädchens zu vermitteln. Dabei mögen viele Situationen inszeniert sein. Wenn Zhenos „alleine“ auf dem Dach ist, ist zum Beispiel ja immer zumindest der Kameramann Boris Münger dabei. Doch obwohl der Film mit einem ambitionierten Formwillen komponiert ist, wirkt er extrem authentisch. Dies spricht für die einfühlsame und kreative Arbeitsweise der Filmemacher*innen und dafür, dass die Filmkunst bei ihnen nie zum Selbstzweck wird, sondern immer dazu dient, so intensiv und wahrhaftig wie möglich die Welt zu zeigen, in der Zhenos wie viele andere Flüchtlingskinder leben muss.