Cinemania

Kinostart: 10.04.03
2002
Filmplakat: Cinemania

FBW-Pressetext

Amüsante Porträts von fünf Süchtigen in New York, deren Lebensinhalt einzig und allein von Filmen und Kino bestimmt wird.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm
Regie:Angela Christlieb; Stephan Kijak
Drehbuch:Angela Christlieb; Stephan Kijak
Länge:83 Minuten
Kinostart:10.04.2003
Verleih:GMfilms
Produktion: Hanfgarn & Ufer, Film- und TV-Produktion, Berlin, BR; WDR;

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Cinemania, die Sucht nach Kino. Sich als Filmschaffender mit dieser Diagnose auseinanderzusetzen, bietet viel Raum zur Selbstreflexion. Fünf von Kino besessene New Yorker werden vorgestellt. Das gesamte Leben dieser Menschen wird von der Sucht nach möglichst vielen Kinobesuchen bestimmt. Für sie geht es jedoch nicht um die Auseinandersetzung mit einzelnen Filmen, sondern um den möglichst extensiven Konsum. Die Liebe zum einzelnen Werk tritt dabei in unterschiedlicher Intensität hinter das pure Leben im Kino und die dafür notwendige Organisation des optimalen Tagesablaufs zurück.
Die besondere Stärke dieser Dokumentation liegt in der fairen Darstellung dieser fünf Cinemaniacs, im Aufzeigen ihrer Neurosen, ihren daraus resultierenden sozialen und finanziellen Problemen, denen sie sich durchaus bewußt, die zu lösen sie aber nicht bereit oder im Stande sind. Sie werden in ihrem für Außenstehende schwer nachvollziehbaren Alltag und den daraus resultierenden Problem zwar stellenweise höchst unterhaltsam dargestellt, als Individuen aber niemals vorgeführt oder der Lächerlichkeit preisgegeben. Vorurteilsfrei werden sie mit der Kamera in die Kinos und in ihre Wohnungen begleitet. Besonders starke Momente bilden die Gespräche, die einer der Cinemaniacs nach und nach mit den anderen führt, deren Probleme erkennt, am stärksten reflektiert und auch die Unmöglichkeit seiner Situation und der Erfüllung seiner Sehnsüchte benennt. Eine sexuelle Beziehung in Schwarzweiß ist schlichtweg nicht möglich und doch sein ganz großer Traum.
Ein interessanter Gegenpart ist der Kurator, der stellvertretend für cinephile Menschen steht, die mit ihrer Liebe zum Medium Film in die reguläre Arbeits- und Umwelt eingebunden sind, und der auch klar benennen kann, wann die Manie den Genuß eines Films blockiert.
Eine gewisse optische Ermüdung stellt sich durch die grelle Farbigkeit und die sehr direkte Kameraarbeit sowie die stellenweise optisch und inhaltlich sehr schlechten Untertitel ein.
Die Cinemaniacs am Ende mit ihren eigenen Bildern in einem Kino zu konfrontieren, ist ein gelungener Schlußpunkt dieser empfehlenswerten Dokumentation.