Celibidache
Filminfos
Gattung: | Dokumentarfilm |
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Regie: | Jan Schmidt-Garre |
Kamera: | Karl Walter Lindenlaub; Diethard Prengel |
Schnitt: | Nina Ergang; Edith Eisenstechen |
Länge: | 105 Minuten |
Verleih: | NEF 2 |
Produktion: | Pars Filmproduktion GmbH, München, Pars Filmproduktion GmbH, München Bayerischer Rundfunk, München |
FSK: | 0 |
Jury-Begründung
Kein Wort über seine Herkunft, seine Familie, über persönliche Interessen oder Hobbies. Auch wenn man einen Augenblick lang bedauert, nichts vom Privatmann zu erfahren: Was hier über den Musiker vermittelt wird, gibt zugleich Auskunft über den menschen. Für Sergiu Celibidache scheint es nur ein Leben mit und für die Musik zu geben und zwar nicht allein als Interpret, sondern, wie dieser Film zeigt, auch als Lehrer und verantwortungsbewusster Freund des nachwuchses. Deshalb konzentriert sich das thema auf die gegenwart: Wo, wann und mit wem arbeitet dieser unermüdliche Dirigent, einer der Großen, der bescheiden auf seinen lehrer Wilhelm Furtwängler als den Größten verweist, aber auch nicht davor zurückschreckt, selbstbewusst zu fragen: Wer kann nach mir das, das ich noch kann?Wann und wo hat er das, was er kann, gelernt? erfreulicherweise blendet der Film in einem Augenblick, als ihm eine neue Perspektive dramaturgisch gut tut, doch noch in die Vergangenheit zurück und zeigt den jungen Dirigenten mit überschäumendem Temperament am Pult der Berliner Philharmoniker, wo er, Furtwängler würdig vertretend, seine Karriere begann. Seine heutige Begegnung mit orchestermusikern von einst gewährt ebenso eindrucksvoll Einblick in kaum vermutete emotionale Tiefe; allerdings hätte man sich in dieser Passage die Namen der ehedem prominenten Solisten eingeblendet gewünscht.
Immer wieder "saugt" sich die Kamer an dem ausdrucksvollen Gesicht dieses mannes fest, und man wird nicht müde, ihm zuzusehen und zuzuhören. In deutscher, italienischer, englischer und rumänischer Sprache predigt und meditiert der ebenso strenge wie milde Verfechter des höchsten Anspruchs. Aus der Weisheit des Alters kehrt er stets zu den Aunfängen zurück, verkündet Erkenntnisse, wie: Es gibt keine Tradition, jede Musik entsteht in jedem Augenblick neu. Oder, auf die berühmte Frage nach den Tempi: "Je nachdem, wie es klingt." So hat Furtwängler alle Probleme der musikalischen interpretation und rezeption auf überzeugende Weise ganz einfach ausgedrückt, und "Celi" gibt sein Wort weiter.
Der Reiz dieser Dokumentation bestrht darin, dass die Begegnung mit dem musischen Übervater aus der musikalischen Praxis heraus vermittelt wird. So entstend ein wichtiges Zeitdokument, das einige formale Schwächen (z.B. unterschiedliche Tonqualität, die auch den kurzen Kommentar belastet) belanglos erscheinen lässt.