Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
Der Erzähler in diesem Stop-Trick-Animationsfilm ist ein 16-jähriger junger Mann, der seine schwulen Sehnsüchte und Fantasien in Erzählungen ausdrückt. Seine alleinstehende und einsame Mutter, die sich beruflich mit Karotten beschäftigt, beginnt diese als Objekte ihrer Begierde anzusehen. Und auch im Film selber werden Karotten zu erotischen Wesen, die in surrealen Visionen zu Verführern werden. Der gehemmte Teenager beschreibt seine erotischen Wunschträume mit sexuell sehr deutlichen Worten, und auch im Film selber wird mit einer „queer gaze“ auf Männerkörper geblickt. Aber durch die cartoonhafte Animation, in der auch das Gemüse sinnlich aufgeladen präsentiert wird, verliert diese Erotik jeden Anflug von Voyeurismus. So kann hier, gerade weil diese Coming of Age Geschichte mit den Mitteln der Verfremdung und des Humors gestaltet wird, überraschend berührend und komplex von diesen beiden Menschen erzählt werden. Nach einer Krise, die dadurch ausgelöst wird, dass die Mutter die geheimen Notizen ihres Sohnes liest, wird eine Annäherung zwischen den beiden möglich, weil sie sich die eigenen Wünschen und Unsicherheiten eingestehen können. Dass sie dies durch trockene Sprüche wie „You need a hobby“ ausdrücken, gibt dem kleinen Film einen ganz eigenen, zärtlichen Witz, der „CARROTICA“ zu einem queeren ‚feel good movie‘ werden lässt.