Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
Behutsam und unprätentiös begleitet der Film einen Musiker, der nach sechsjähriger Abwesenheit seine Familie in den Slums von Rio de Janeiro besucht. Pittoreskes Elend, touristische Attraktionen oder sensationelle Ereignisse werden nicht vorgeführt. Vielmehr konzentriert sich der Film auf Menschen, die er in ihrem Stolz, ihrer Würde und ihren Problemen mit einer korrupten Ordnungsmacht, mit Drogenhandel und in ihrer Perspektivlosigkeit ernst nimmt. Auch kleine Nuancen von Gesichtsbewegungen und Gesten werden duch die ruhige Kameraführung erfasst und durch eine Montage, die Denkpausen und Brüche zulässt, verstärkt. Die Offenheit der Gespräche und die selbstkritische Ehrlichkeit in den Interviews mit den Familienmitgliedern ermöglichen dem Zuschauer, Anteil an ihrem Schicksal zu nehmen. Dem Film gelingt es mit viel Raum und Zeit für die einzelnen Personen, ein vielfältiges, widersprüchliches und mitfühlendes Porträt dieser Familie und ihrer Umgebung zu zeichnen.
