Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
In seinen ersten Sequenzen zeigt dieser satirische Kurzspielfilm den YouTube-Auftritt von zwei jungen Frauen, die auf ihrem Kanal Schminktipps geben. Sie agieren wie aufgekratzte Freundinnen, die extrem gestylt sind und ihre jungen weiblichen Follower dazu animieren, ihre „Favoriten aus Fashion und Beauty“ zu konsumieren. Doch die Kamera bleibt auch auf den beiden, wenn ihre Videoshow beendet ist, und zeigt sie in extrem künstlichen Neonfarben dabei, wie sie ihre Verträge mit den Herstellerfirmen der Kosmetika zitieren, in denen genau festgelegt ist, wie und wie oft sie deren Produkte in ihren Sendungen erwähnen. Die beiden machen deutlich, dass sie längst keine Freundinnen, sondern Geschäftspartnerinnen sind, die zynisch über ihre Fans lästern, deren Idealtyp für sie „ein hässliches Mädchen ist, das in der Schule gemobbt wird“ und dadurch Trost findet, das es die von ihnen gepriesenen Produkte kauft. In einer Sequenz ziehen die beiden eine künstliche Haut von ihren Gesichtern ab und zeigen damit, wie gemacht und unnatürlich ihr glamouröses Aussehen ist. Und mit Fotos von ihnen vor und nach einer gründlichen digitalen Retusche wird ihre Authentizität endgültig dekonstruiert. CALL OF BEAUTY ist originell, witzig und mit einem genauen Wissen um solche Zeitphänomen wie den Schönheitswahn und die Kommerzialisierung der digitalen Medien gestaltet.