C.R.A.Z.Y. Verrücktes Leben

Kinostart: 25.05.06
2005

FBW-Pressetext

Ein Familienfilm aus Kanada, so reich und crazy wie das Leben, bei dem weiblichen und männlichen Zuschauern das Herz aufgeht. Viele kleine, schöne Beobachtungen, eine tolle Musikauswahl und die hierzulande unverbrauchten Darsteller garantieren Filmgenuss pur.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Kategorie:Arthouse
Gattung:Drama
Regie:Jean-Marc Vallée
Darsteller:Marc-André Grondin; Michel Côté; Danielle Proulx
Drehbuch:François Boullay; Jean-Marc Vallée
Weblinks:;
Länge:127 Minuten
Kinostart:25.05.2006
Verleih:Concorde
Produktion: TVA Films, Cirrus Communications; Crazy Films;
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Es gibt Filmtitel, die manchen gänzlich in die Irre führen können. Dies könnte auch bei „C.R.A.Z.Y“ passieren, wobei dieser franko-kanadische Film zunächst durchaus Ansätze zur Komödie hat. Der Hauptprotagonist erlebt schon bei der Geburt einige Abenteuer, die beinahe zu seinem frühen Ausscheiden aus der Geschichte hätten führen können.
Dann aber entfaltet sich ein dramaturgisch vielfältiges und liebevoll inszeniertes Familiendrama mit gelegentlich sehr amüsanten Elementen. „C.R.A.Z.Y.“ ist ein mit Geschichten und Erlebnissen prallvoller Film, der dem Genre des Familienfilms einen guten Klang zurückgibt.
Im Mittelpunkt steht das komplexe Verhältnis eines konservativen Vaters im Quebec der sechziger und siebziger Jahre vor allem zu seinem zweitältesten Sohn Raymond, einem Junkie, und zu Zac, dem vierten Sprössling aus einer Reihe von insgesamt fünf Söhnen, der mühsam seine sexuelle Bestimmung herausfindet – nach zahlreichen Umwegen und diversen Entwicklungsschüben. Doch ist diese Familiengeschichte keine typische Coming-Out-Story, ein besonderes Auge hat der Film auch dafür, wie wechselvoll innerhalb einer Familie das Miteinander, aber auch das Gegeneinander aller Familienmitglieder sein kann, wie schwer es Eltern oft haben, sich der Herausforderung durch ihre Kinder zu stellen, und natürlich wie schwer es Kinder mit ihren Eltern haben.
Die große Qualität des Films steckt ganz besonders im Detail, in den vielen kleinen Beobachtungen über das Verhalten der einzelnen Charaktere – von der Mutter, die alle Söhne liebt und die beiden schwierigsten Söhne am meisten, über den Vater, der sich schwer tut mit seinen eigenen Erziehungsprinzipien, bis hin zur Hauptperson des Films: zu Sohn Nummer vier, zu Zac, der vom lieben Gott mit der besonderen Gabe ausgestattet wurde, anderen zu helfen, aber seinen eigenen Problemen gegenüber meist eher hilflos ist.
Ausstattung, Licht, Kamera und vor allem die Musik, von Patsy Clines Hit „Crazy“ über die Rolling Stones bis zu David Bowie, all die filmischen Ingredienzien sind bis ins letzte I-Tüpfelchen stimmig, konsequent eingesetzt und nicht nur Beiwerk dieses immer spannenden und bewegenden Films.
Beeindruckend sind die „unverbrauchten“ Gesichter der hierzulande überwiegend unbekannten Darsteller, die allesamt mit schauspielerischen Leistungen glänzen, insbesondere der Darsteller der Eltern und des jungen Zac, der irgendwann die Wahrheit über sich selbst nicht nur erfährt, sondern auch akzeptieren lernt, und damit endlich seine einmalige Gabe für sich selbst nützen kann.
Ein besonderes Verdienst der Dramaturgie ist es, dass die anrührenden Momente in „C.R.A.Z.Y“ nicht in Rührseligkeit abgleiten und dass der Film sich nicht in Klischees verfängt. Er entlässt seine Zuschauer reich beschenkt – ins Leben, das bunt ist und reich und crazy ...