Brubaker

1979
Filmplakat: Brubaker

Jurybegründung

Der Bewertungsausschuss hat einstimmig das höchste Prädikat erteilt. Schon immer waren die kritischen Filme aus den USA, die sich mit dem humanitären und demokratischen Defizit des Landes auseinandersetzten, oft nicht nur durch ihre aggressive Schärfe, sondern auch durch ihre Detailkenntnis und künstlerische Geschlossenheit charakterisiert. Immer aber auch stand zur Debatte, ob derartige Angriffe auf das eigene Nest nur Alibifunktion hätten oder ob sie — im politischen Geschäft und Geschehen oder im Bewusstsein der Bürger und Zuschauer — etwas zu verändern vermögen. Derartige Wirkungsfragen könne angesichts des zeitkritischen Gehalts und der Authentizität des Dargestellten im vorliegenden Film zurückstehen. Man muss jedoch konstatieren, dass die Problematik der (für politisch aktive Bürger und für rechtmäßig verurteilte Strafgefangene) doppelten Moral in ihm pointiert abgehandelt wird. Korruption und Menschenverachtung, vielmehr der Kampf gegen die Korrumpierbarkeit und Unmenschlichkeit jedes Menschen, also der eigenen Person wie anderer Menschen, sind Thema des Films — eines Films, der weder platte Detaillösungen noch ein Happyend als Allheilmittel anbietet. Die moralische Frage als eine Frage nach der Humanität und dem demokratischen Bewusstsein jedes einzelnen wird stattdessen stets neu aktualisiert.

Dies wird noch verstärkt durch die einzelnen Gestaltungsmittel. Die Besetzung (gerade durch ihren Verzicht auf prominente Darsteller, mit Ausnahme des Protagonisten), die Bauten wie die Ausstattung (die das „Milieu" nicht nur im Gefängnis intensivieren), die Aufnahmen und ihre Montage (die die Atmosphäre in besonderem Maße verdichten) — all diese Mittel (nicht zuletzt auch die Dialoge) verhelfen dem Film zu einer Geschlossenheit, die fast symbolische Züge annimmt: Das Konzentrationslager als Verleugnung von Menschlichkeit und Menschenwürde wird hier — bei allen historischen Unterschieden zwischen Dachau und Wakefield — zum Bild für jede Entwürdigung des Menschen, deren der Mensch fähig ist.
Prädikat besonders wertvoll

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Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der Bewertungsausschuss hat einstimmig das höchste Prädikat erteilt. Schon immer waren die kritischen Filme aus den USA, die sich mit dem humanitären und demokratischen Defizit des Landes auseinandersetzten, oft nicht nur durch ihre aggressive Schärfe, sondern auch durch ihre Detailkenntnis und künstlerische Geschlossenheit charakterisiert. Immer aber auch stand zur Debatte, ob derartige Angriffe auf das eigene Nest nur Alibifunktion hätten oder ob sie — im politischen Geschäft und Geschehen oder im Bewusstsein der Bürger und Zuschauer — etwas zu verändern vermögen. Derartige Wirkungsfragen könne angesichts des zeitkritischen Gehalts und der Authentizität des Dargestellten im vorliegenden Film zurückstehen. Man muss jedoch konstatieren, dass die Problematik der (für politisch aktive Bürger und für rechtmäßig verurteilte Strafgefangene) doppelten Moral in ihm pointiert abgehandelt wird. Korruption und Menschenverachtung, vielmehr der Kampf gegen die Korrumpierbarkeit und Unmenschlichkeit jedes Menschen, also der eigenen Person wie anderer Menschen, sind Thema des Films — eines Films, der weder platte Detaillösungen noch ein Happyend als Allheilmittel anbietet. Die moralische Frage als eine Frage nach der Humanität und dem demokratischen Bewusstsein jedes einzelnen wird stattdessen stets neu aktualisiert.
Dies wird noch verstärkt durch die einzelnen Gestaltungsmittel. Die Besetzung (gerade durch ihren Verzicht auf prominente Darsteller, mit Ausnahme des Protagonisten), die Bauten wie die Ausstattung (die das „Milieu" nicht nur im Gefängnis intensivieren), die Aufnahmen und ihre Montage (die die Atmosphäre in besonderem Maße verdichten) — all diese Mittel (nicht zuletzt auch die Dialoge) verhelfen dem Film zu einer Geschlossenheit, die fast symbolische Züge annimmt: Das Konzentrationslager als Verleugnung von Menschlichkeit und Menschenwürde wird hier — bei allen historischen Unterschieden zwischen Dachau und Wakefield — zum Bild für jede Entwürdigung des Menschen, deren der Mensch fähig ist.