Bonnie und Clyde

Filmplakat: Bonnie und Clyde

Jurybegründung

Der Bewertungsausschuß erteilte dem Film das höchste Prädikat. Die Story basiert auf wirklichen Begebenheiten; sie spielt in der großen Zeit der amerikanischen Gangs in den dreißiger und vierziger Jahren. Nach diesen Begeben-heiten geht er aus von einer Legende, wobei mit Zitaten aus der Gangsterromantik keineswegs sparsam umgegangen wird. Ganze Szenen sind dem gewidmet, ebenso wie andere ganz auf Sentimentalität angelegt sind. Das Bemerkenswerte ist nun aber, dass das alles genau dem gegenteiligen Zweck dient, nämlich der konsequenten Zerstörung der Legende und all der dazugehörigen Romantik. Ähnliches wurde mit vergleichbaren Mitteln bisher nur in einigen wenigen hervorragenden Western versucht.

Stilistisch ist der Film völlig einheitlich und geschlossen, was – man möchte fast sagen paradoxerweise – gerade durch die Mischung von scheinbar heterogenen Elementen erreicht wurde. Dabei fällt auf, wie überlegt die Kameraführung diese Aufgabe schon rein optisch durchführt; auch hier wechselt eine kaum mehr zu überbietende Direktheit und Härte mit Sequenzen, die fast weich gezeichnet sind. Was schließlich von Legende, Romantik und dergleichen übrig bleibt, ist nur noch das Elend von Existenzen, die sich selbst schon kaum mehr für romantisch halten, sondern gerade noch und zwischendurch romantische Vorbilder in Worten und Gesten zitieren. Es wird nicht der geringste Versuch unternommen, die Gangster in irgendeiner Weise zu motivieren, etwa ihre Verbrechen aus einem Protest gegen die Gesellschaft, aus ihrem persönlichen Schicksal oder aus sonst etwas zu erklären. Es ist eine Zeit, in der Gangs und Verbrechen an der Tagesordnung waren, und da sind einige Leute, die Gangs bilden und Verbrechen ausüben bis zum Mord, der sie im Grunde vom ersten bis zum letzten nicht mehr berührt als höchstens ein Verkehrsunfall, an dem sie nicht schuld sind. Damit gewinnt der Film einen Zug von Realismus, der überzeugender ist, als man es durch überlegte psychologische Aufgliederung erreichen könnte.

In der angedeuteten Konsequenz seiner Darstellung und im Gebrauch seiner Mittel ist der Film durchaus neuartig, was wesentlich zur Vergabe des höchsten Prädikats beigetragen hat. Dem ist allerdings hinzuzufügen, dass sowohl die Schauspielerführung wie die Schauspieler selbst hervorragend sind. Das gilt nicht nur von den Trägern der Hauptrollen, sondern auch von allen übrigen einschließlich der Chargen. An keiner Stelle taucht Klischeeartiges auf. Sehr interessant ist auch, in welch veränderter Funktion hier den ganzen Film hindurch Musikmotive von hill-billy verwendet werden. Die Musik trägt wesentlich dazu bei, die Grenzen zwischen dem einmal tatsächlich Geschehenen und dem Erfundenen zu verwischen, wodurch dem Film die Schaffung einer neuen künstlerischen Realität gelingt. In ganz ähnlicher Weise sind ja auch Horror und Ironie, Tragisches und Komisches ineinander verflochten. Die deutsche Fassung ist so gut, dass man die Tatsache der Synchronisation vergisst.
Prädikat besonders wertvoll

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der Bewertungsausschuß erteilte dem Film das höchste Prädikat. Die Story basiert auf wirklichen Begebenheiten; sie spielt in der großen Zeit der amerikanischen Gangs in den dreißiger und vierziger Jahren. Nach diesen Begeben-heiten geht er aus von einer Legende, wobei mit Zitaten aus der Gangsterromantik keineswegs sparsam umgegangen wird. Ganze Szenen sind dem gewidmet, ebenso wie andere ganz auf Sentimentalität angelegt sind. Das Bemerkenswerte ist nun aber, dass das alles genau dem gegenteiligen Zweck dient, nämlich der konsequenten Zerstörung der Legende und all der dazugehörigen Romantik. Ähnliches wurde mit vergleichbaren Mitteln bisher nur in einigen wenigen hervorragenden Western versucht.
Stilistisch ist der Film völlig einheitlich und geschlossen, was – man möchte fast sagen paradoxerweise – gerade durch die Mischung von scheinbar heterogenen Elementen erreicht wurde. Dabei fällt auf, wie überlegt die Kameraführung diese Aufgabe schon rein optisch durchführt; auch hier wechselt eine kaum mehr zu überbietende Direktheit und Härte mit Sequenzen, die fast weich gezeichnet sind. Was schließlich von Legende, Romantik und dergleichen übrig bleibt, ist nur noch das Elend von Existenzen, die sich selbst schon kaum mehr für romantisch halten, sondern gerade noch und zwischendurch romantische Vorbilder in Worten und Gesten zitieren. Es wird nicht der geringste Versuch unternommen, die Gangster in irgendeiner Weise zu motivieren, etwa ihre Verbrechen aus einem Protest gegen die Gesellschaft, aus ihrem persönlichen Schicksal oder aus sonst etwas zu erklären. Es ist eine Zeit, in der Gangs und Verbrechen an der Tagesordnung waren, und da sind einige Leute, die Gangs bilden und Verbrechen ausüben bis zum Mord, der sie im Grunde vom ersten bis zum letzten nicht mehr berührt als höchstens ein Verkehrsunfall, an dem sie nicht schuld sind. Damit gewinnt der Film einen Zug von Realismus, der überzeugender ist, als man es durch überlegte psychologische Aufgliederung erreichen könnte.
In der angedeuteten Konsequenz seiner Darstellung und im Gebrauch seiner Mittel ist der Film durchaus neuartig, was wesentlich zur Vergabe des höchsten Prädikats beigetragen hat. Dem ist allerdings hinzuzufügen, dass sowohl die Schauspielerführung wie die Schauspieler selbst hervorragend sind. Das gilt nicht nur von den Trägern der Hauptrollen, sondern auch von allen übrigen einschließlich der Chargen. An keiner Stelle taucht Klischeeartiges auf. Sehr interessant ist auch, in welch veränderter Funktion hier den ganzen Film hindurch Musikmotive von hill-billy verwendet werden. Die Musik trägt wesentlich dazu bei, die Grenzen zwischen dem einmal tatsächlich Geschehenen und dem Erfundenen zu verwischen, wodurch dem Film die Schaffung einer neuen künstlerischen Realität gelingt. In ganz ähnlicher Weise sind ja auch Horror und Ironie, Tragisches und Komisches ineinander verflochten. Die deutsche Fassung ist so gut, dass man die Tatsache der Synchronisation vergisst.