BLICK.NACH.VORN.
FBW-Pressetext
Wenn ein Mitglied der Familie stirbt, reißt dies eine Wunde in das Leben der Verbliebenen, die nur langsam heilt. Besonders schwer ist dieser Prozess für Kinder und Jugendliche, die Eltern oder Geschwister verlieren. So wie Pia, die ihren Bruder verloren hat, oder Lennart, der den Tod seines Vaters bewältigen muss. Beide trauern, beide sind noch nicht erwachsen. Für ihre Trauer gibt es Selbsthilfe- und Gesprächsgruppen. Wie beispielsweise das LAVIA Institut für Familientrauerbegleitung. Der Film BLICK.NACH.VORN. von Julia Bossert dokumentiert die Arbeit in Gesprächsgruppen und verweist mit zwei exemplarischen Geschichten von Betroffenen auf die Trauerwege von so vielen. Immer wieder eingewoben finden sich sorgfältig und liebevoll aufbereitete Animationssequenzen, in denen die sogenannten „Gefühlsmonster“ sehr gut die widersprüchlichen und schwer auszudrückenden Gefühlswelten der trauernden Jugendlichen verkörpern. BLICK.NACH.VORN. ist ein in sich stimmiges, überzeugendes und äußerst informatives Porträt einer wichtigen Anlaufstelle für betroffene Kinder und Jugendliche, das vor allem zeigt, dass man mit seiner Trauer nicht alleine fertigwerden muss und Möglichkeiten der Hilfe aufzeigt.Filminfos
Gattung: | Dokumentarfilm; Kurzfilm |
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Regie: | Julia Bossert |
Drehbuch: | Julia Bossert |
Kamera: | Dany Hunger; Nadine Hellmann |
Schnitt: | Julia Bossert; David Brych; Annika Jäckl |
Musik: | Max Herre |
Länge: | 23 Minuten |
Produktion: | TAKE PART media and science GmbH |
Jury-Begründung
Die FBW-Jury hat dem Film das Prädikat besonders wertvoll verliehen.Julia Bossert hat es sich mit ihrem Kurzfilm BLICK.NACH.VORN zur Aufgabe gemacht, jungen Menschen Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie mit der Trauer über den Verlust eines nahen Familienmitglieds umgehen können. In den dokumentarischen Anteilen des Films begleitet sie betroffene Jugendliche zu einer Therapiegruppe und lässt sie zusätzlich in Interviews zu Wort kommen. Dank einer sehr einfach gehaltenen Bildsprache sowie sehr natürlich und offen sprechender Protagonisten dürfte es diesen Sequenzen nach Ansicht der Jury sehr gut gelingen, mögliche Vorbehalte bei jungen Menschen gegen Formen von Gesprächs- und Gestaltungstherapien abzubauen und somit Hemmschwellen, sich dergestalt helfen zu lassen, herabzusenken. Insbesondere aber verdeutlichen diese Sequenzen auf leicht zugängliche Art und Weise, dass es auch andere Betroffene gibt, denen es vielleicht ähnlich ergeht.
Jeder Mensch trauert auf seine ganz persönliche Weise und keine davon ist korrekter als eine andere. Dies wird den Jugendlichen in den Sitzungen durch Gefühlsmonster-Karten vermittelt, an denen die Beteiligten Merkmale ihrer eigenen Trauer identifizieren können. Um den Zuschauern das Prinzip näher zu bringen, erfahren einige der »Gefühlsmonster«-Karten im Film kurze Animationen – ein sehr gelungener filmischer Kniff für die Zielgruppe, um ein Gefühl dafür zu vermitteln, welche Richtung betreute Trauerarbeit nehmen kann. Zudem bringen die kurzen Animationssequenzen etwas Auflockerung in ein natürlicherweise nicht gerade leichtes Thema. Die Jury empfindet das Bestreben von BLICK.NACH.VORN, betroffene Jugendliche anzusprechen, als sehr gelungen und vergibt dem Film in dieser Hinsicht das Prädikat besonders wertvoll.