Black Bag – Doppeltes Spiel

Kinostart: 15.05.25
2025
Filmplakat: Black Bag – Doppeltes Spiel

FBW-Pressetext

Ein Power-Spionagepaar muss versuchen, einen Verräter in den eigenen Reihen zu entlarven – vielleicht sogar den eigenen Ehepartner…... Elegant, stilvoll und very sophisticated: Mit BLACK BAG beweist Steven Soderbergh erneut sein gutes Händchen für schnörkellose Inszenierung und das grandiose Zusammenspiel eines genialen Casts.

In der Ehe von Katherine und George knistert es permanent. Kein Wunder, bringen doch beide als Mitarbeitende des britischen Geheimdienstes per se viel Potenzial für Spannung mit. Als dann auch noch George den Auftrag bekommt, einen Maulwurf im Team ausfindig zu machen und Katherine auf der Liste der Verdächtigen ganz oben steht, beginnt zwischen ihnen ein nervenzerreißendes Katz-und-Maus-Spiel. Ein Spiel, das beide auf die Probe stellt, wem ihre ungeteilte Loyalität nun wirklich gilt: Dem Vaterland? Oder doch dem Ehepartner?

Alles an und in dem neuen Meisterwerk von Regisseur Steven Soderbergh ist elegant und mit Stil inszeniert. Von der ersten Sequenz, in der die Kamera in nur einer einzigen Einstellung Michael Fassbender in einen Nachtclub führt, wo er einen wichtigen Hinweis erhält, bis hin zum finalen Showdown, in dem die Kameraperspektive wild hin- und herwechselt zwischen den Figuren, die mit Worten ebenso gezielt und geschickt umgehen wie mit geladenen Waffen. Zusammen mit seinem kongenialen Drehbuchautor David Koepp spielt Soderbergh geschickt und klug auf der Klaviatur des Genres und erschafft einen Agententhriller, der gleichzeitig atemlos spannend und stilvoll amüsant daherkommt. Marisa Abela, Naomie Harris, Tom Burke und Regé-Jean Page spielen die Freunde und Kollegen des Paars mit genau der richtigen Ambivalenz, die auch die Zuschauenden im Unklaren lässt, wem man wirklich trauen kann. Und Pierce Brosnan ist als Leiter der geheimen Mission herrlich abgebrüht, arrogant und snobistisch. In den Hauptrollen brillieren Michael Fassbender und Cate Blanchett, die sich mit vorsichtigem Argwohn umschleichen, immer auf der Hut vor einem möglichen Verrat, dann aber wieder als unschlagbares Gespann zusammenarbeiten. Ob das stimmungsvoll gesetzte Licht, die ultracoolen minimalistischen und architektonisch eindrucksvollen Settings, die perfekt rhythmische Montage oder der atmosphärische Score: Soderbergh und sein Team wissen, was es braucht, um den Zuschauer bis zum Schluss in Spannung zu halten.

Filminfos

Gattung:Thriller; Spielfilm
Regie:Steven Soderbergh
Darsteller:Michael Fassbender; Cate Blanchett; Marisa Abela; Naomie Harris; Pierce Brosnan; Tom Burke; u.v.a.
Drehbuch:David Koepp
Kamera:Peter Andrews
Schnitt:Mary Ann Bernard
Musik:David Holmes
Webseite:upig.de;
Länge:94 Minuten
Kinostart:15.05.2025
Verleih:Universal
Produktion: Focus Features

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Steven Soderbergh macht in BLACK BAG das, was er so wunderbar kann. Er erzählt nicht nur ein sondern ein mehrfach doppeltes Spiel. Nach den Gentleman-Gaunern in der OCEAN-Trilogie oder dem Kleingangster-Milieu in NO SUDDEN MOVE erleben wir in diesem feinen Thriller ein Versteckspiel unter Geheimagenten in London in einem nicht weiter verifizierten Bereich eines Geheimdienstes. Im Zentrum der Geschichte stehen der erfahrene, penibel überkorrekte Geheimdienstler George (Michael Fassbender) mit seiner Frau Kathryn (Cate Blanchett), einer lockeren, gar nicht zugeknöpften Operateurin mit Spezialaufträgen, die als das perfekte Paar in der Branche gelten. „Black Bag“ ist der Terminus technicus für alle geheimen Aufträge, die selbst den tätigen Agentenpartnern nicht anvertraut werden dürfen. Als George einen Zettel mit fünf Namen von einem Agenten zugesteckt bekommt, erwächst daraus der Auftrag, unter diesen einen Verräter respektive eine Verräterin zu enttarnen. Denn zwei andere, wenn auch nicht verheiratete Pärchen aus eben jenem gemeinsamen geheimen Tun stehen neben seiner Ehefrau mit auf diesem Zettel. Sie alle werden in das noble Haus des Agentenehepaares zum Essen eingeladen, nach dessen aufregendem Verlauf ein Wechselspiel der Volten, der privaten Verwicklungen und der Verdächtigungen in geheimdienstlichen wie sexuellen Angelegenheiten beginnt. George und Kathryn versichern sich ihrer gegenseitigen Unbedingtheit: sie würden füreinander töten. Was Lüge und Wahrheit ist und wie man das eine zum anderen biegt, erzählt dieser kurzweilige Film.
Die Jury lobt an erster Stelle das exzellente Drehbuch von David Koepp, das mit knappen geschliffenen Dialogen aufwartet. Bereits die Eröffnungssequenz in einem neon- beleuchteten, rotschirmenden Club in London, inklusive einer klassischen Hinterhofszene, holt uns als Zuschauenden sofort ab. Und so changiert der Film zwischen Agatha Christie und John Grisham, werden die Karten immer wieder neu gemischt. Soderbergh hat wie so oft die Kamera selbst geführt und den Schnitt verantwortet, was der Geschichte eine große Stringenz gibt. Es ist ein Vergnügen, wie der Regisseur Soderbergh den Varianten des immer Gleichen auf immer andere Weise faszinierende Momente der Überwachung, gegenseitigen Bespitzelung und launige Finten abgewinnt.
Obgleich wir einem Kammerspiel beiwohnen, das viel in engen Räumen stattfindet, ist die Kamera agil und wird zur aktiven Szenaristin. Die Jury diskutiert einhellig die überzeugend gestaltete Verkapselung der Figuren, die durch die Lebensumstände entstanden scheint. Öffnet sich die Geschichte nach Außen, auf einen See, auf eine Autostraße zwischen Wäldern oder eine Parkbank, bleibt die Intimität der Figuren untereinander erhalten. Der Humor ist fein, zum Beispiel, wenn das Angeln als Metapher für die nachrichtendienstliche Arbeit herhält.
Soderbergh verzichtet auf die große Action. Inmitten des eher leisen Spiels brechen eruptionsartig die Emotionen der unter Druck gesetzten Figuren hervor. Die Jury lobt den auserlesenen Cast, der das minimalistische Versteckspiel souverän bewältigt. Soderbergh ist eben auch ein Meister der Schauspielerführung. Allen voran agiert Michael Fassbender, der nun auch schon seit einigen Filmen zum Soderbergh‘schen Universum gehört, als der kontrollierte Agent und unterdrückt gefährliche Spielmacher mit Vergangenheit. Cate Blanchett gibt die immer wachsam Geheimnisvolle mit großer Hingabe. Die Jury hebt die überzeugend erzählten Frauenfiguren in der Runde der Verdächtigen hervor. Sie sind ebenbürtige knallharte Agentinnen, mit herausragenden technischen Fähigkeiten und der gleichen kalten Berechnung wie die Herren im Geschäft. Nicht zuletzt sorgt Pierce Brosnan mit seinem urkomischen Talent in einer kleinen Rolle für besondere Momente. Es wird verraten, gestorben und enttarnt.
Der Film, so die Jury, ist auf eine anrührende Weise altmodisch. In der Diskussion werden die Farbigkeit und der Score gelobt, die der Erzählung dienen. Soderbergh filmt auf elegante Weise Architektur, Innen wie Außen. Die Tonebene spielt eine besondere Rolle. Nichts ist zufällig. Alles ist intelligente Unterhaltung. Die Spannung bleibt hoch bis zum Ende. Und während sehr universell Loyalität, Ehrlichkeit und das Gelingen einer langen Beziehung verhandelt werden, spielt der Film auch mit aktuellen politischen Bezügen. Den Twist am Ende eingeschlossen ist dieser Film: ein echter Soderbergh.