Bis auf die Knochen - Leben mit FOP

Kinostart: 01.11.24
2024
Filmplakat: Bis auf die Knochen - Leben mit FOP

FBW-Pressetext

Sarah ist eine junge, lebenslustige und kreative Frau. Sie möchte noch vieles in ihrem Leben erreichen. Doch die Krankheit FOP (Fibrodysplasia ossificans progressiva), unter der sie leidet, seit sie ein kleines Kind ist, verhindert das oft. Durch die FOP verknöchert Sarahs Bindegewebe immer mehr, es ist, als würde sich um ihr Skelett ein zweites Knochensystem bilden. Nicht nur für Sarah selbst war die Diagnose damals ein echter Schock. Auch ihre Eltern wussten lange nicht, wie sie mit der Krankheit umgehen sollten. Doch nun leben alle zusammen ein Leben, das eben anders ist. Aber nicht minder lebenswert. In seinem Film begleitet der Filmemacher Michael Scheyer Sarah und ihre Familie in ihrem Alltag und zeichnet darüber hinaus ein informatives Bild der Erkrankung FOP. Neben einem interessanten Einblick in den Stand der medizinischen Forschung macht BIS AUF DIE KNOCHEN die Betroffenen mit ihrem Schicksal sichtbar. Mit der Kamera ist Michael Scheyer immer sehr nah an Sarah und ihrer Familie dran, es ist spürbar, dass alle dem Filmemacher und dem Film vertrauen. Dazu ist der Film im Einsatz seiner Mittel genauso wie die Protagonistin selbst: Ehrlich, realistisch, schnörkellos – und doch inspirierend. Denn er zeigt auf, mit wieviel Stärke und positivem Grundoptimismus ein Leben gelebt werden kann. Ob mit oder ohne Krankheit. Damit ist BIS AUF DIE KNOCHEN ganz wunderbar geeignet, nicht nur Betroffene selbst anzusprechen, sondern das Krankheitsbild in die Öffentlichkeit zu bringen.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm; Kurzfilm
Regie:Michael Scheyer
Kamera:Michael Scheyer
Schnitt:Michael Scheyer
Webseite:mscheyer.de;
Länge:57 Minuten
Kinostart:01.11.2024
Produktion: Atelier für sehenswerte Medien Michael Scheyer

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Michael Schreyer hat sich in seinem Dokumentarfilm dem sehr seltenen Gen-Defekt FOP angenommen, der zu einer kontinuierlichen Verknöcherung der Muskeln führt. Hierzu stellt er eine Protagonistin ins Zentrum und versucht daraus ein Gesamtbild zu entwerfen, das dazu geeignet ist, mehr Aufmerksamkeit für das Phänomen zu erzeugen. Diese aufklärerische Funktion ist dem Film in jeder Minute anzumerken, von der erklärenden Kommentarstimme, über die Interviews mit Ärzten bis zu den Gesprächen mit unmittelbar und mittelbar (Eltern) Betroffenen.

Für das Anliegen des Films wird auf konventionelle dokumentarische Mittel zurückgegriffen. So wenig wie möglich soll das Publikum von den Informationen ablenken, die der Film liefert. Den dargestellten Menschen wird mit Respekt, Einfühlungsvermögen und Neugier begegnet. Eine Familie bekommt auffallend viel Raum, um vom Umgang mit ihrem betroffenen Kind zu erzählen. Hier wäre eine komplementäre Position oder eine andere Interviewführung angebracht gewesen. In der Kameraarbeit wird auf Beobachtung und Bewahrung respektvoller Distanz gesetzt. Die sehr präsente Kommentarstimme spricht so sachlich wie möglich. Das einzige deutliche inszenatorische Element, ist das wiederkehrende Marionetten-Skelett, das die Krankheit auf spielerische Art zum Ausdruck zu bringen versucht.

Selbstredend geht es nicht nur um Informationsvermittlung, es wird auch emotional, schließlich handelt es sich um eine Krankheit, die das Leben stark einschränken kann. Das gilt insbesondere für die Protagonistin, nichtsdestotrotz ist sie eine lebenslustige Frau, die ihre Möglichkeiten optimal zu nutzen versteht. Im Bemühen, Betroffene trotz aller Einschränkungen als lebensfrohe Menschen zu zeigen und damit auch zu unterstreichen, dass FOP gesellschaftlich nicht notwendigerweise als Krankheit behandelt werden muss, gerät der Film mithin etwas zu süßlichn. Beispielhaft dafür lässt sich die Musik anführen, die von einem wohltemperierten Klavier dominiert wird, das Nähe und Verständnis intoniert.

Nach Abwägung aller Argumente entschied die Jury, dass "Bis auf die Knochen - Leben mit FOP" einen wichtigen und dokumentarisch soliden Einblick in eine seltene Krankheit bietet, die das Prädikat WERTVOLL verdient.