Birthday

Kinostart: 18.10.01
2001

FBW-Pressetext

Realität und Spiel, Person und Rolle mischen sich in einem ungewöhnlich hautnah inszenierten Drama über Beziehungen unter Freunden. Ein Glanzlicht im deutschen Filmangebot.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama
Regie:Stefan Jäger
Darsteller:Tamara Simunovic; Bibiana Beglau; Claudio Caiolo; Harald Koch
Drehbuch:Stefan Jäger
Länge:96 Minuten
Kinostart:18.10.2001
Verleih:Delphi
Produktion: Naked Eye Filmproduktion GmbH & Co. KG
FSK:16

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Diese Geschichte einer Freundschaft, die den Tod überdauert, vergißt man nicht so schnell: Vier Freunde, zwei Männer und zwei Frauen, die sich lange nicht mehr gesehen haben, treffen sich nach einem vor acht Jahren abgegebenen Versprechen zum jeweils 30. Geburtstag. Es zeigt sich bald, daß trotz der vielen gemeinsamen Erinnerungen und Erfahrungen jeder seine Geheimnisse, seine Verletzungen, seine Probleme mit sich trägt, von denen die anderen nur wenig ahnen. Und nach all den Jahren brechen die alten Gefühle und Sehnsüchte wieder auf. Da ist zum Beispiel Bibiana, die mit Harald, der sich an seinem Geburtstag „outet“, eine tiefe Beziehung pflegt, die aber niemals sexueller Art sein kann, weil dann, so Bibiana, die „Geheimnisse verloren gehen könnten“. Harald andererseits weiß, daß Bibiana seit ihrem 17. Lebensjahr plant, an ihrem 30. Geburtstag zu sterben. Der ultimative Test für ihre tiefe Beziehung, die sich längst zu einer großen Liebe entwickelt hat, ist, ob Harald diesen Wunsch seiner Freundin akzeptieren kann und sie gehen läßt.

Der Film wirft viele Fragen auf, die nicht nur seine vier so unterschiedlichen und dennoch so dauerhaft miteinander verbundenen Protagonisten bewegen: Was ist Freundschaft, was ist Liebe, was darf man an Wahrheiten dem anderen mitteilen, was sollte lieber ein Geheimnis bleiben, wie nahe darf man andere Menschen an sich heranlassen. In langen ungeschnittenen Passagen nehmen die vier Freunde Stellung zu ihren Beziehungen. Es scheint, daß hier die Darsteller unmittelbar, ohne fest gelegte Monologe, auch eigene Erfahrungen einbringen. Das erhöht die ohnehin schon beeindruckende Intensität und Authentizität der Handlung. Die Handkamera rückt den vier großartigen Darstellern direkt auf die Haut und wirkt dennoch nie indiskret oder gar voyeuristisch. Bis zur letzten Filmsequenz ist dies ein aufwühlendes, ergreifendes und lebensnahes Porträt einer Vierer-Beziehung, die trotz aller Turbulenzen, Irrungen und Wirrungen die gemeinsam erlebte Zeit überdauern wird.

Der Ausschuß war von diesem Filmdebüt des Regisseurs/Autors Stefan Jäger und von den vier Hauptdarstellern zutiefst beeindruckt.