Betty Blue 37,2° am Morgen

Filmplakat: Betty Blue 37,2° am Morgen

Jurybegründung

Dieser neue Film des "Diva"-Regisseur Jean-Jacques Beineix unternimmt den gewagten Versuch, das scheinbar ungeordnete, spontane, von einer Beliebigkeit in die andere Zufälligkeit sich entwickelnde Leben zweier junger Menschen, wenn nicht geordnet vorzuführen, so doch doch in seiner schicksalhaften Unlogik und Verkettung erkennbar und damit vielleicht verständlich zu machen. Verständnis für das 20-jährige Mädchen Betty entsteht in dem Augenblick, in dem sich ihre vermeintliche Sprunghaftigkeit und Unbeherrschtheit als Merkmale eine psychischen Krankheit erweisen, deren Verlauf über verschiedene Ebenen des Wahnsinns bis zur Selbstzerstörung führt, ausgelöst durch einen schweren seelischen Schock - in diesem Fall die Enttäuschung, daß die erhoffte Schwangerschaft sich als Irrtum erweist. Verständnis für den um einiges älteren Mann kommt durch dessen wachsende Liebe zu und Sorge um Betty auf, der ihretwegen einen Reifungsprozeß durchmacht, der ihn zwingt, Verantwortung zu übernehmen.



Virtuos setzt die Regie alle Ingredenzien dieser mehr psychologischen Entwicklung kinowirksam ein: die Maßlosigkeit und Hemmungslosigkeit sowohl in der Liebe als auch im Haß, das Spiel zwischen Illusionen und ihrer Entlarvung, das Einbringen von Absurditäten, die sich der Beurteilung durch menschliche Logik oft entziehen. Ausbrüche von Gewalt wechseln mit Momenten der Tristesse, aber auch von kurzen Kolportage-Szenen und heiter-grotesken Episoden. Dies sei, so wurde es von der Ausschußmehrheit empfunden, ein sehr anrührender, ein sehr französischer Film.



Demgegenüber vermochte die überstimmte Minderheit der nicht zu übersehenden Farbdramaturgie keine bestimmte Absicht zu entnehmen und beanstandete die Häufung von Symbolen und Filmzitaten.



Einhellig gelobt wurde die musikalische Bearbeitung des Films, weil sie ihre Motive aus dem Charakter der figuren und dem Gang der Handlung bezieht.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Spielfilm
Regie:Jean-Jacques Beineix
Länge:121 Minuten
Produktion: Cargo Films, Paris
FSK:18

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Dieser neue Film des "Diva"-Regisseur Jean-Jacques Beineix unternimmt den gewagten Versuch, das scheinbar ungeordnete, spontane, von einer Beliebigkeit in die andere Zufälligkeit sich entwickelnde Leben zweier junger Menschen, wenn nicht geordnet vorzuführen, so doch doch in seiner schicksalhaften Unlogik und Verkettung erkennbar und damit vielleicht verständlich zu machen. Verständnis für das 20-jährige Mädchen Betty entsteht in dem Augenblick, in dem sich ihre vermeintliche Sprunghaftigkeit und Unbeherrschtheit als Merkmale eine psychischen Krankheit erweisen, deren Verlauf über verschiedene Ebenen des Wahnsinns bis zur Selbstzerstörung führt, ausgelöst durch einen schweren seelischen Schock - in diesem Fall die Enttäuschung, daß die erhoffte Schwangerschaft sich als Irrtum erweist. Verständnis für den um einiges älteren Mann kommt durch dessen wachsende Liebe zu und Sorge um Betty auf, der ihretwegen einen Reifungsprozeß durchmacht, der ihn zwingt, Verantwortung zu übernehmen.

Virtuos setzt die Regie alle Ingredenzien dieser mehr psychologischen Entwicklung kinowirksam ein: die Maßlosigkeit und Hemmungslosigkeit sowohl in der Liebe als auch im Haß, das Spiel zwischen Illusionen und ihrer Entlarvung, das Einbringen von Absurditäten, die sich der Beurteilung durch menschliche Logik oft entziehen. Ausbrüche von Gewalt wechseln mit Momenten der Tristesse, aber auch von kurzen Kolportage-Szenen und heiter-grotesken Episoden. Dies sei, so wurde es von der Ausschußmehrheit empfunden, ein sehr anrührender, ein sehr französischer Film.

Demgegenüber vermochte die überstimmte Minderheit der nicht zu übersehenden Farbdramaturgie keine bestimmte Absicht zu entnehmen und beanstandete die Häufung von Symbolen und Filmzitaten.

Einhellig gelobt wurde die musikalische Bearbeitung des Films, weil sie ihre Motive aus dem Charakter der figuren und dem Gang der Handlung bezieht.