Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull

Kinostart: 24.04.57
1957

Jurybegründung

Nach eingehender Diskussion und mit Bedenken hat der Bewertungsausschuss dem Film das Prädikat wertvoll erteilt. Er lässt bei seiner Beurteilung außer Betracht, dass es sich bei diesem Film nicht um eine gültige filmische Nachgestaltung des ironischen Romans von Thomas Mann handelt. Er stellt lediglich fest, dass es dem Buchautor gelungen ist, aus dem Mannschen Roman den Stoff für ein wirkungsvolles Lustspiel zu ziehen. Wenn das durch auch die verschiedenen Erlebnisse des Felix Krull nur episodenhaft aneinanderreiht und von vornherein darauf zu verzichten scheint eine innere Entwicklung dieser zweilichtigen Figur mit einzubeziehen, so rafft er doch die verschiedenen Phasen des Romans so geschickt, dass eine flotte und an einigen Stellen auch gehaltvolle Handlung den pointenreichen Szenen zugrunde liegt. Desgleichen scheint die Regie von vornherein darauf verzichtet zu haben, die Doppelschichtigkeit der Geschichte, die Thomas Mann durch seine eigentümliche Sprache realisiert, in einer entsprechenden Weise filmisch zu verwirklichen. Der Film bleibt ein vordergründiges Lustspiel. Die Szenen sind auf Situationskomik angelegt; diese allerdings, unterstützt durch den Mannschen Dialog, ist in den ersten zwei Dritteln des Films von einem Niveau, das sonst in deutschen Lustspielfilmen selten erreicht wird.



Der Bewertungsausschuss hat sich eingehend mit der Frage beschäftigt, ob die beiden schweren Mängel, die der Film aufweist, das Prädikat in Frage stellen. Der auffallendste Mangel ist der kompliziert und künstlich zusammen gebastelte Schluss des Films, der in seiner Breite und Unübersichtlichkeit, dazu durch seine flache Dialoggestaltung in einer bestürzenden Weise gegenüber den Hauptteilen des Films abfällt. Der Bewertungsausschuss gibt zu, dass für den Film ein eigener Schluss erfunden werden musste. Es wäre jedoch wünschenswert gewesen, wenn dieser Schluss sich nicht bemüht hätte, alle konventionellen Erfordernisse des anspruchslosen Unterhaltungsfilms noch nachträglich zu erfüllen. Es fehlt dem Schluss die wünschenswerte Kürze und die erforderliche Treffsicherheit. Der zweite ins Gewicht fallende Mangel ist das wohl vornehmlich der Regie zuzuschreibende Misslingen der Episode Buchholz-Nicoletti. Wenn man schon (mit Recht!) die auch bei Thomas Mann nicht ohne Peinlichkeit sich abwickelnde Szenerie umgehen wollte, so musste man dieser Begegnung einen eigenen Sinn geben; so bleiben nur unsinnige und der Grenze des Klamauks sich nähernde leere Reaktionen. Der Bewertungsausschuss ist schließlich zu dem Entscheid gekommen, dass diese Mängel nicht das Übergewicht haben über die treffsichere Durchführung der übrigen Filmteile.



Insbesondere gelingt es der Regie, die langen Dialogszenen lebendig und auch in ihren Pointen sicher herauszuarbeiten. Sie wird dabei, wiederum vornehmlich in den Dialogszenen, von der Kamera ausgezeichnet unterstützt. Der Kamera und den Bauten ist es auch zu verdanken, dass die Milieuschilderungen treffend sind, die Sorgfalt, die gerade in diesem Film der Milieuschilderung gewidmet wird, ist für den Lustspielfilm als besonders anerkennend hervorzuheben.



Die Vorzüge dieses Lustspielfilms finden ihre Zusammenfassung in der ausgezeichneten darstellerischen Leistung von Horst Buchholz. Sein Spiel enthält noch am ehesten etwas von der Zwielichtigkeit des charmanten und zugleich verlogenen Gebarens eines innerlich leeren Menschen, der sich mit äußeren Talenten einen falschen Lebensrang ergattert. Leider gerät die Entlarvung dieses sich selbst missverstehenden Sonntagskindes am Schluss sehr flach. Wenn das Buch schon die Entlarvung mit einbeziehen wollte, so hatte es hier eine besondere Chance für das Komische, die leider versäumt wurde. Besonders bemerkenswert ist auch die vorzügliche Besetzung einer Reihe von Nebenrollen, vor allem Werner Hinz und Paul Dahlke sind zu nennen.

Prädikat wertvoll

Filminfos

Kategorie:Spielfilm
Länge:107 Minuten
Kinostart:24.04.1957
Verleih:Europa Filmverleih
Produktion: , Filmaufbau GmbH, Göttingen

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Nach eingehender Diskussion und mit Bedenken hat der Bewertungsausschuss dem Film das Prädikat wertvoll erteilt. Er lässt bei seiner Beurteilung außer Betracht, dass es sich bei diesem Film nicht um eine gültige filmische Nachgestaltung des ironischen Romans von Thomas Mann handelt. Er stellt lediglich fest, dass es dem Buchautor gelungen ist, aus dem Mannschen Roman den Stoff für ein wirkungsvolles Lustspiel zu ziehen. Wenn das durch auch die verschiedenen Erlebnisse des Felix Krull nur episodenhaft aneinanderreiht und von vornherein darauf zu verzichten scheint eine innere Entwicklung dieser zweilichtigen Figur mit einzubeziehen, so rafft er doch die verschiedenen Phasen des Romans so geschickt, dass eine flotte und an einigen Stellen auch gehaltvolle Handlung den pointenreichen Szenen zugrunde liegt. Desgleichen scheint die Regie von vornherein darauf verzichtet zu haben, die Doppelschichtigkeit der Geschichte, die Thomas Mann durch seine eigentümliche Sprache realisiert, in einer entsprechenden Weise filmisch zu verwirklichen. Der Film bleibt ein vordergründiges Lustspiel. Die Szenen sind auf Situationskomik angelegt; diese allerdings, unterstützt durch den Mannschen Dialog, ist in den ersten zwei Dritteln des Films von einem Niveau, das sonst in deutschen Lustspielfilmen selten erreicht wird.

Der Bewertungsausschuss hat sich eingehend mit der Frage beschäftigt, ob die beiden schweren Mängel, die der Film aufweist, das Prädikat in Frage stellen. Der auffallendste Mangel ist der kompliziert und künstlich zusammen gebastelte Schluss des Films, der in seiner Breite und Unübersichtlichkeit, dazu durch seine flache Dialoggestaltung in einer bestürzenden Weise gegenüber den Hauptteilen des Films abfällt. Der Bewertungsausschuss gibt zu, dass für den Film ein eigener Schluss erfunden werden musste. Es wäre jedoch wünschenswert gewesen, wenn dieser Schluss sich nicht bemüht hätte, alle konventionellen Erfordernisse des anspruchslosen Unterhaltungsfilms noch nachträglich zu erfüllen. Es fehlt dem Schluss die wünschenswerte Kürze und die erforderliche Treffsicherheit. Der zweite ins Gewicht fallende Mangel ist das wohl vornehmlich der Regie zuzuschreibende Misslingen der Episode Buchholz-Nicoletti. Wenn man schon (mit Recht!) die auch bei Thomas Mann nicht ohne Peinlichkeit sich abwickelnde Szenerie umgehen wollte, so musste man dieser Begegnung einen eigenen Sinn geben; so bleiben nur unsinnige und der Grenze des Klamauks sich nähernde leere Reaktionen. Der Bewertungsausschuss ist schließlich zu dem Entscheid gekommen, dass diese Mängel nicht das Übergewicht haben über die treffsichere Durchführung der übrigen Filmteile.

Insbesondere gelingt es der Regie, die langen Dialogszenen lebendig und auch in ihren Pointen sicher herauszuarbeiten. Sie wird dabei, wiederum vornehmlich in den Dialogszenen, von der Kamera ausgezeichnet unterstützt. Der Kamera und den Bauten ist es auch zu verdanken, dass die Milieuschilderungen treffend sind, die Sorgfalt, die gerade in diesem Film der Milieuschilderung gewidmet wird, ist für den Lustspielfilm als besonders anerkennend hervorzuheben.

Die Vorzüge dieses Lustspielfilms finden ihre Zusammenfassung in der ausgezeichneten darstellerischen Leistung von Horst Buchholz. Sein Spiel enthält noch am ehesten etwas von der Zwielichtigkeit des charmanten und zugleich verlogenen Gebarens eines innerlich leeren Menschen, der sich mit äußeren Talenten einen falschen Lebensrang ergattert. Leider gerät die Entlarvung dieses sich selbst missverstehenden Sonntagskindes am Schluss sehr flach. Wenn das Buch schon die Entlarvung mit einbeziehen wollte, so hatte es hier eine besondere Chance für das Komische, die leider versäumt wurde. Besonders bemerkenswert ist auch die vorzügliche Besetzung einer Reihe von Nebenrollen, vor allem Werner Hinz und Paul Dahlke sind zu nennen.