Beginners

Kinostart: 09.06.11
2011
Filmplakat: Beginners

FBW-Pressetext

Hal ist 75, als er seinem Sohn Oliver gesteht, er sei homosexuell. Bis zu seinem Tod vier Jahre später genießt der Lebemensch, was ihm seine neue Liebe und sein neues Leben zu bieten haben. Oliver bleibt nach seinem Tod voller Trauer zurück. Dass diese Trauer ihn selbst am Leben hindert, merkt er erst, als die quirlige Französin Anna in sein Leben tritt. Durch sie lernt Oliver, die Erinnerungen an seinen Vater zu verarbeiten und einem Neubeginn eine Chance zu geben. Mike Mills verarbeitet in dieser sensibel und leicht erzählten Tragikomödie einen Teil seiner eigenen Biographie. Dabei werden die multiperspektivischen Erzählstränge rund um die durch grandiose Schauspieler verkörperten Hauptfiguren fließend miteinander verbunden. Charaktere und Story sind exaltiert, doch immer wahrhaftig und liebenswert. Die kleinen Einschübe im Film, die in schneller Montage Olivers Gedanken kurz und knapp zusammenfassen, sind witzig, ironisch und brechen den ruhigen Erzählfluss immer wieder auf. Bei aller Schwere der Trauer herrscht eine Leichtigkeit vor, die eine wundervolle Grundstimmung verbreitet. Ein sympathischer anrührender Film, der zu Herzen geht. Am Ende möchte man die Figuren nicht mehr loslassen, so nahe ist man ihnen.

Filminfos

Gattung:Drama; Spielfilm
Regie:Mike Mills
Darsteller:Ewan McGregor; Christopher Plummer; Mélanie Laurent; Goran Visnjic; Bill Oberst Jr.; Mary Page Keller; Jessica Elder; Jodi Long; China Shavers
Drehbuch:Mike Mills
Kamera:Kasper Tuxen
Schnitt:Olivier Bugge Coutté
Musik:Brian Reitzell; Roger Neill; Dave Palmer
Webseite:beginnersmovie.com;
Weblinks:;
Länge:104 Minuten
Kinostart:09.06.2011
Verleih:Universal
Produktion: Olympus Pictures, Parts and Labor; Northwood Produktion;
FSK:0

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Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Schwierige Themen, die auf autobiografischen Erfahrungen des Regisseurs aufbauen, werden in diesem erzählerisch anspruchsvollen Drama von Mike Mills verhandelt. Er nimmt sich für die Einführung der Figuren reichlich Zeit. Behutsam wird gezeigt, wie der Grafikdesigner Oliver (Ewan McGregor) den Tod seines Vaters rekapituliert und eine Beziehung zur eigenwilligen Schauspielerin Anna (Mélanie Laurent) beginnt. Dabei werden auf unterschiedlichen Ebenen die jeweiligen Lebenslinien zurückverfolgt und diverse Komplikationen und prägende Erlebnisse kenntlich gemacht. Olivers Vater Hal (eindrucksvoll gespielt von Christopher Plummer) hat sich nach dem Tod seiner Ehefrau entschieden, seine Homosexualität auszuleben. Das späte Glück mit dem per Inserat gefundenen Lebensgefährten Andy (Goran Visnjic) wird durch die tödliche Krankheit getrübt. Mit stillen Bildern und im langsamen Tempo zeigt Mills die psychologischen Herausforderungen, die daraus für den Sohn erwachsen. Ergänzend gibt es Rückblicke in die Kindheit, welche auch einen Eindruck von Olivers Mutter vermitteln. Gerafft wird der historische Kontext der verschiedenen Lebensetappen eingeblendet (dokumentarische Fotos). Nach dem Tod seines Vaters leistet Oliver Trauerarbeit – wobei einzelne hinterlassene Gegenstände quasi zum Sprechen gebracht werden. Die künstlerische Kompensation des Kummers, die auch in Olivers Zeichnungen zum Ausdruck kommt, hat zwar therapeutische Effekte, führt aber nicht zu kommerziellen Erfolgen. Stattdessen beginnt nach einer Party-Begegnung die romantische Liebe zu Anna – das heißt, nach Selbstfindungskrisen und Rückschlägen beginnt dieses Glück erst richtig am Ende des Films. Keine unwichtige Rolle spielt als Glücksbringer ein lebendiges Erbstück: der Jack Russel-Terrier des Vaters. Dieser kleine Hund wird zum Adressaten der Monologe von Oliver und zum emotionalen Bezugspunkt, zum Drehkreuz der Figuren. Die emotionale Kompetenz des kleinen Hundes kommt schließlich auch dem „verwitweten“ Andy zugute. Der Einsatz stilistischer Mittel ist großartig gelungen. Ebenso muss das Agieren der Darsteller gewürdigt werden. Keine Figur wird vernachlässigt, selbst Nebenfiguren sind klar konturiert und gut besetzt. Mills ist ein äußerst stimmiger Film gelungen, obwohl im konventionellen Sinne Konfliktkonstellationen nicht aufgebaut werden. Es gibt quasi nur „gute Helden“ und keine antagonistischen Gegenspieler. Dass dennoch die Faszination an dieser Geschichte kontinuierlich anwächst und keine Spannungsdefizite auftreten, zeugt von der erstaunlichen Leistung des Regisseurs und der Darsteller. Die Erscheinung des kranken Vaters gewinnt (ebenso wie mancher persönlich bedeutungsvolle Alltags-Gegenstand und manche Routine-Verrichtung) eine sonderbare Schönheit, die beinahe blendet, aber nicht verblendet. Auch die musikalische Untermalung trägt zu einem beeindruckenden Filmerlebnis bei.