Bandit Queen

Kinostart: 13.04.95
1994
Filmplakat: Bandit Queen

Kurzbeschreibung

Biografie einer indischen Frau, Angehörige einer niederen Kaste, die mit 11 Jahren zur Ehe gezwungen, gedemütigt und vielfältig mißhandelt wurde und schließlich als Bandenführerin blutige Rache an der Männer- und Kastengesellschaft nimmt
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Spielfilm; Biopic
Regie:Shekhar Kapur
Darsteller:Seema Biswas; Nirmal Pandey; Manoj Bajpai; Rajesh Vivek
Drehbuch:Mala Sen
Kamera:Ashok Mehta
Musik:Nusrat Fateh Ali Khan
Länge:120 Minuten
Kinostart:13.04.1995
Verleih:Arsenal Filmverleih
Produktion: Bedi Production, Bombay, Bedi Production, Bombay Film Four International/Channel Four Films, London

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Phoolan Devi, die als Bandenführerin zwischen 1979 und 1983 im mittelindischen Staat Uttar Pradesh zum Idol der Volksmassen, zu einer Art weiblichem Robin Hood und Rächer der Entrechteten wurde, wird in diesem Film nicht einfach glorifiziert. Sie erscheint nicht nur als Heldin, sondern auch – und vor allem – als Opfer, als Erniedrigte und Entwürdigte. Zunächst ist sie „nur“ das Opfer indischer Konventionen, die es gestatten, 12jährige Mädchen an 20 Jahre ältere Männer zu verheiraten, die Frauen zwingen, ihren Männern die Füsse zu küssen und die ihnen das Recht versagen, überhaupt eine Meinung zu haben, ihre Stimme zu erheben und mitzureden. Zugleich ist sie das Opfer des immer noch existierenden Kastensystems, das die Angehörigen „niedriger“ Kasten permanenter Entwürdigung und Unterdrückung aussetzt. Schon dies ist für das – für indische Verhältnisse – ungewöhnlich selbstbewusste und willensstarke Mädchen schwer zu ertragen. Dann aber wird sie auch noch das Opfer sexueller Belästigungen, sozialer Ausstoßung und schließlich Opfer zahlloser Vergewaltigungen. So verwandelt sich das Dorfmädchen Phoolan Devi zu einem Menschen, der nur noch „rot“ sieht, zu einer Rachegöttin, die alle ihr widerfahrenen Brutalitäten auf ihrem Rache Feldzug an ihren Peinigern mit Gewalttätigkeiten vergilt.

Wie der Film diesen Leidensweg der Heldin darstellt, erzeugt er beim Zuschauer zunächst nicht mehr als Wut oder Haß. Offen bleibt, inwieweit der Film die Hintergründe des Geschehens völlig offenlegt und ob die Gewaltdarstellung im Film nicht eine weitergehende Auseinandersetzung erfordert hätte. Phoolans Romanze mit ihrem Märchenprinzen Vikhram passt nicht so recht in die brutale Realität.

So bleibt ein Rest Unbehagen bei diesem Porträt einer ungewöhnlichen und kämpferischen indischen Frau. Dennoch verdient der Film als ein erschütterndes Dokument aus der 3. Welt wegen seiner unbestreitbaren und beeindruckenden Authentizität ein Prädikat. Zu seiner Authentizität trägt auch bei, dass der Film in indischer Originalfassung, mit deutschen Untertiteln, zu sehen ist.