Filmplakat: backflip

FBW-Pressetext

Bei dem Versuch, einen Rückwärtssalto, also einen „backflip“, zu vollführen, kann man sich das Genick brechen. Ein hoher Preis für den Ehrgeiz, sich einen sportlichen Traum zu erfüllen. Ist es das wert? Sollte man es lieber lassen? Oder sollte man einfach einen Avatar kreieren, der viel Ähnlichkeit mit einem selbst aufweist und diesen lässt man dann einfach so lange üben, bis es klappt? Der Filmemacher und Computerkünstler Nikita Diakur hat sich mit BACKFLIP für genau diesen Weg entschieden. Über 8000 Mal lässt er seinen Avatar, der nach seinen Fotos entworfen wurde und mit seiner durch einen Computeralgorithmus nachgebildeten Stimme spricht, durch das ebenfalls digitale Setting laufen, die Stimme begleitet dabei in einer Mischung aus dokumentarischer Neutralität und lakonischer Gleichgültigkeit das Treiben des Avatar. Geschickt platziert Diakur den Avatar in einem digitalen Nachbau seines Arbeitszimmers, das auf seine Bewegungen reagiert. Mal fällt eine Lampe zu Boden, mal knallt der Avatar gegen die Kanten des Bettes, mal zerstören seine umherwirbelnden Gliedmaßen den Computer oder ein Regal. Durch diese sehr humorvoll pointierte Kombination von Aktion und Reaktion entsteht beim Betrachten etwas ganz Besonderes: Man fürchtet ganz irrational, der Avatar könne sich verletzen, man ist gespannt, ob der nächste Versuch klappt, man freut sich, wenn es soweit ist. Und genau dieser emotionale Zugang macht aus dem formal beeindruckenden Kurzdokumentarfilm, der in seiner Konstruktion auch dem Zeitgeist der Social-Media-Heavy-User-Generation einen augenzwinkernden Spiegel vorhält, ein besonders wertvolles filmisches Kunstwerk.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm; Kurzfilm
Regie:Nikita Diakur
Drehbuch:Nikita Diakur
Kamera:Nikita Diakur
Schnitt:Nikita Diakur
Musik:David Kamp
Länge:12 Minuten
Produktion: Nikita Diakur
FSK:0
Förderer:FFA; MDM; CNC

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Wie beschreibt Nikita Diakur, der für Drehbuch, Regie, Kamera und Schnitt verantwortlich zeichnet den Inhalt zu seinem außergewöhnlich Film: ,,Ein Rückwärtssalto ist gefährlich. Man kann sich das Genick brechen, auf dem Kopf landen oder sich die Handgelenke verletzen. Alles nicht schön, deswegen macht es mein Avatar. Er übt auf einem 6-Kern-Prozessor mit Hilfe von Machine Learning". Das liest sich eigentlich sehr banal, wird aber von Nikita Diakur zu einem sehr abwechslungsreichen, im wahrsten Sinne des Wortes turbulenten Abenteuer der akrobatischen Versuche, welche dem Zuschauer durch seine gekonnte filmische und Computer-generierte Gestaltung großes Vergnügen bereitet. So erleben wir Hunderte von grotesken Versuchen, zum Ziel des geglückten Rückwärtssalto zu gelangen, wobei der geneigte Zuschauer durchaus Ängste um den gemarterten Körper des Avatars bekommt, der dabei auch noch eine komplette Zimmereinrichtung in Trümmer zerlegt. Die Hauptsache aber ist, dass der Kopf dabei keine Angst hat, denn er steuert ja die unermüdlichen Versuche. Und schließlich können die Versuche auch noch mit Musik „inspiriert" werden. Die Jury lobt die große handwerkliche Leistung bei der Montage von Foto und Computer­generierten Elementen. Es ist eine reizvolle Mischung aus Spieltrieb und Kreativität, die auch die Grenze zwischen Realität und den Möglichkeiten von Computertechnik erkundet.