Auf der Kippe

Kinostart: 21.05.98
1997
Filmplakat: Auf der Kippe

Kurzbeschreibung

Chronik des alltäglichen Lebens von Zigeunern am Rande einer
Müllkippe von Klausenburg (Rumänien).
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm; Spielfilm
Regie:Andrei Schwartz
Drehbuch:Andrej Schwartz
Kamera:Gábor Medvigy
Schnitt:Zsuzsa Csákány; Teri Losonci
Musik:Costel Ciofu; Crina Lacatus
Länge:79 Minuten
Kinostart:21.05.1998
Produktion: Wüste Filmproduktion, Wüste Filmproduktion; ZDF;

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Sehr authentisch, aber nicht als Reportage angelegt, zeigt Andrei
Schwartz das Leben in und um Dallas, einer Zigeuner-Siedlung am
Rand der großen Müllkippe vor den Toren von Klausenburg in
Rumänien.

Es ist eine kleine, geschlossene Welt um einen Clan, eine
große Familie, die keinen Fremden in ihrem Kreis duldet. Eine
Welt in größter Armut, aber doch mit einer scheinbaren Ordnung
und mit einer Art sozialem System, das sogar dafür sorgt, daß die
in den Müllbergen wühlenden Kinder regelmäßig zur Schule gehen.
Nur schwer hat der Regisseur und sein Team offenbar den Zugang zu
dieser Welt gefunden. Von Vorteil war sicher, daß er ihre Sprache
sprach und für das "Mitspielen" in diesem Film Geld angeboten
hat.

Einmal ihr Vertrauen gewonnen und mit einer sehr behutsamen
Annäherung mit der Kamera, erreichte Schwartz, daß diese Menschen
sich ihm öffneten. Seine Sympathie für sie ist offensichtlich,
aber er schönt nichts. Er läßt sie vor der Kamera als Underdogs
eines Landes im Dreck wühlen, ohne daß er ihnen ihren Stolz und
ihre Würde nimmt.

Diese Reflektionen eines Lebensbildes sind als Ganzes gesehen
stimmig und konsequent. Der Bewertungsausschuß konnte sich aber
mit der vom Regisseur intendierten inhaltlichen Anlage des Films
nicht voll identifizieren.

Statt die Menschen von Dallas nur das sagen und "spielen" zu
lassen, was sie freiwillig taten, wünschte man sich die
Beantwortung einiger wichtiger Fragen. So zum Beispiel, wie die
Außenwelt und vor allem die Behörden diese Menschen sehen. Ein
Thema, das nur mit der Aussage "die Zigeuner müssen weg"
gestreift wird. Das Leben des Clans wird etwas einseitig und in
seiner Eintönigkeit auch sich wiederholend gezeigt. Hier wäre
eine genauere Beobachtung von Alltäglichkeiten, ein Ansprechen
von Problemfällen interessant gewesen. So sieht diese
funktionierende kleine Welt in all ihrem Elend doch recht heil
aus.
Dennoch: Dies ist der gelungene Versuch einer Dokumentation der
besonderen Art, die auch besonders durch ihre unspektakuläre, ja
lakonische Erzählweise besticht.