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FBW-Pressetext
Inmitten von Hitzeschwirren durchbrechen mosaikhafte Eindrücke eines Vergnügungsparks in Georgien die Mittagsruhe von Straßenhunden. Der Trubel der Karussells und Menschen ist aber längst Alltag im Leben der Tiere und wird schnell zur entspannten Nebensächlichkeit. Der Filmemacher Patrick Wallochny schafft in seinem Kurzdokumentarfilm Ausdruckskraft durch Fokussierung. Er erzeugt Lebendigkeit einer Welt am Rande des Vergnügungsortes mit präziser Montage und macht vor allem Zeit für die Dinge hautnah spürbar. Die Bildausschnitte laden für sich genommen im Beobachten die Fantasie zu Luftsprüngen ein und schaffen damit ein Porträt eines Ortes, das mit jedem Schauerlebnis in einem neuen Licht erscheint. Die offensiven Attraktionen eines Vergnügungsparks werden mit der detailverliebten Präsentation zur Nebensache, ganz wie die letztendliche Verortung des Geschehens. Das ist überzeugendes Kurzfilmkino, das nur wenig zeigen muss, um enorm viel zu erzählen.
Filminfos
| Gattung: | Dokumentarfilm; Kurzfilm |
|---|---|
| Regie: | Patrick Wallochny |
| Kamera: | Patrick Wallochny |
| Schnitt: | Patrick Wallochny |
| Länge: | 4 Minuten |
| Produktion: | Ohne Falsch Film Alonso García, Freistühler & Wallochny GbR |
| FSK: | 0 |
Jury-Begründung
Die FBW-Jury hat dem Film das Prädikat besonders wertvoll verliehen.Ruhezeit: Hunde dösen vor sich hin, ein Bär bewegt sich hinter Gittern, zwei Ziegen wollen hoch hinaus. Dann springt ein Generator an, eine knallbunte Hüpfburg wird aufgeblasen, Fahrgeschäfte stehen bereit. Es handelt sich um die Attraktionen von Gori-Park, einem Freizeitpark in Georgien. Bald kommen die Menschen, um sich zu amüsieren.
In gerade einmal vier Minuten enthüllt der Film ein ganzes Universum. Dabei gibt es keine Totalen, sondern die Kamera zeigt immer nur Details, Ausschnitte des Ganzen, und sie verweilt jeweils nur solange, wie es nötig ist. Der Bauch eines schlafenden Tieres, der sich im Rhythmus des Atems gleichmäßig bewegt, die Tatze eines Bären. Wir haben Zeit, sie wahrzunehmen und unsere Gedanken schweifen zu lassen. Die Kraft des Films liegt darin, dass jede einzelne Aufnahme ihre ganz eigene Geschichte darstellt und dass alle zusammengenommen zu einer starken Aussage gebündelt werden. Wir werden angeregt, darüber nachzudenken, mit welchen Mitteln und auf wessen Kosten wir uns amüsieren.
Formal ist der Film hoch anspruchsvoll konstruiert. Die einzelnen Bildausschnitte sind gut gewählt, wobei einige Motive auf den ersten Blick zu erkennen sind, andere zunächst rätselhaft erscheinen. Manches wirkt in unseren Augen seltsam altertümlich, was aber gleichzeitig Interesse und eine nostalgisch geprägte Empathie erzeugt. Man fragt sich, wo die Bilder aufgenommen wurden – und ob das überhaupt wichtig ist. Jedenfalls sind sie sehr schön fotografiert und im Schnitt in perfektem Timing zusammengeführt. Interessant ist die Farbdramaturgie, die von Naturtönen geprägt ist, solange der Fokus auf den Tieren liegt, und die mit dem Erscheinen der Menschen und ihrer Geräte immer greller und bunter wird. Das alles kann man in Ruhe betrachten und selbst bewerten, denn es gibt keinen Kommentar, der einen leitet, sondern nur die Originalgeräusche, die, ähnlich wie die Farben, nach zunächst ruhigem Beginn immer durchdringender werden.
So ist ATTRACTIONS ein Film für alle, die gern genau hinhören und hinschauen, um ihren Blick auf die Welt zu weiten. Er macht keine genauen Vorgaben, aber er bezieht Stellung, denn seine Sympathie gehört eindeutig den Tieren.