Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
Der arme alte Atlas! Da muss dieser Titan seit Jahrtausenden das Himmelsgewölbe stützen, und oben feiern die anderen Götter derweil fröhliche Urstände mit Wein und Sirtaki-Musik. Was wundert es da, wenn der Himmelsträger gelegentlich schwächelt und nur mit Hilfe des rasch herbei eilenden Hermes wieder zu Kräften gelangt. Aber das Schicksal nimmt seinen Lauf. Als der schwer geprüfte Himmelsriese einmal ein Nickerchen macht – und bei Göttern bedeuten Sekunden Jahrtausende - da verändert sich die Welt total. Die Schöpfung vollzieht sich sozusagen „im Schlaf“. Atlas kann, als er endlich von Hermes geweckt wird, nur noch flüchten – vor dieser wenig schönen neuen Welt. Und die Götter? Die tanzen zwar weiter in ihrem etwas lädierten Himmelszelt alias Tempel, aber zu „Kunstmusik“ aus dem CD-Player, weil Hermes auch seinen lästigen Dienst quittiert hat. Dies ist ein reizvoller Schwarz-Weiß-Animationsfilm mit liebevoll gezeichneten Figuren, die weniger durch üppige Ausstattung als vielmehr durch Originalität überzeugen – Poseidon zum Beispiel ist eine Krake, Aphrodite trägt besondere Schönheitsmerkmale als Göttin der Liebe und des guten Aussehens. So ist diese kleine, aber feine Parabel auf das wechselvolle und ziemlich distanzierte Verhältnis zwischen Göttern und Menschen ein rundum gelungener Film geworden, von dessen Machern man sich noch manchen anderen himmlischen Streich erhoffen kann.