Asche

Filmplakat: Asche

FBW-Pressetext

Melanie hat das Feuer in ihrem Haus überlebt. Doch ihr Mann und ihre Tochter starben bei dem Brand, der durch Fahrlässigkeit eines Handwerkers ausgelöst wurde. Dafür sitzt der Mann nun im Gefängnis. Für Melanie bringt diese Strafe ihre Familie nicht zurück. Wie im Nebel wandert sie durch ein Leben, das sich nicht mehr wie ein solches anfühlt. Bis Melanie auf Katrin trifft, die hochschwanger und allein in Melanies Nachbarschaft lebt. Melanie kümmert sich aufopferungsvoll um die junge Frau und spürt, dass sich auch in ihr etwas verändert. Und dass es ihr nun vielleicht gelingen kann, all die verdrängte Trauer, Wut und Liebe zuzulassen. Im Vordergrund der Geschichte von ASCHE, dem knapp 24-minütigem Kurzspielfilm von Dingding Jiang; steht nicht die auslösende Brandkatastrophe, sondern der Trauerprozess, den die Hauptfigur Melanie, mit unglaublicher Intensität und Genauigkeit in jeder Geste verkörpert von Oriana Schrage, durchlaufen muss. In vielen Sequenzen ist es Melanies Gesicht, auf das sich die Kamera allein richtet. Und Schrage macht deutlich, durch wie viele Schichten der Trauer sich ein Mensch durcharbeiten muss, um überhaupt zum Kern der eigenen Emotionen durchzudringen. Die Dialoge in ASCHE sind reduziert, doch die Tragödie von Melanie erklärt sich eher durch die Bildgestaltung die Lichtsetzung, die eine sehr realistische Umgebung voller Grautöne schafft, in der das Sonnenlicht keine große Rolle mehr spielt. Und wenn am Ende Melanie auf den Mann trifft, der ihr alles, was in ihrem Leben zählte, genommen hat, dann kann man in Schrages Gesicht alles ablesen, dann variiert ihr Ausdruck im Sekundentakt von einer Emotion zur anderen. Ganz minimal und dabei ganz genau. Ein großer kurzer Spielfilm über den Neuanfang nach einem größtmöglichen Verlust, mit einer überragenden Hauptdarstellerin.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Kurzfilm
Regie:Dingding Jiang
Darsteller:Oriana Schrage; Anja Herzig; Nele Rosetz; Pit Bukowski
Drehbuch:Michael Andres; Dingding Jiang
Kamera:Constantin Campean
Schnitt:Dingding Jiang; Constantin Campean; J. Stern
Musik:Zeina Azouqah Bilgili
Webseite:dffb.de;
Länge:23 Minuten
Verleih:DFFB
Produktion: Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin GmbH (DFFB), Third Culture Kids;
Förderer:dffb

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

ASCHE ist ein Film über Heilung. Melanie (Oriana Schrage) hat bei einem Brandanschlag Mann und Kind verloren und findet sich unter Schock und Trauer als Überlebende allein zurückgelassen. Die Bekanntschaft und eine sich daraus entwickelnde Freundschaft zu Katrin (Anja Herzig), einer jüngeren hochschwangeren Frau, die mehr schlecht als recht alleine zurechtkommen muss, weil ihr Mann auswärts arbeitet, löst bei Melanie schließlich einen Prozess der erneuten Öffnung zur Außenwelt aus.

Der Film lässt sich nach Meinung der FBW-Jury angenehm viel Zeit für seine Erzählung. Er vertraut ganz auf kleine Gesten, die von Schauspielerin Oriana Schrage mit Subtilität und Expression ausgeführt werden. Ihr gelingt es, das Interesse der Zuschauer zu wecken und zu fesseln, ohne dass viel gesprochen wird. Ihre Erschütterung wirkt genauso authentisch wie die vorsichtige Öffnung für neue Beziehungen gen Ende.

Der Jury gefiel sehr gut, wie Trauer nicht nur thematisch vorkommt, sondern sich in der Ästhetik des Films manifestiert. So genau der Film in seinen Alltagsdetails ist, so vage bleibt vieles, was die Umstände von Melanie und auch von Katrin angeht. Die nähere Umgebung der Frauen wirkt gleichsam in Watte packt und simuliert damit die beschränkte Aufnahmebereitschaft von Melanie. Gleichzeitig besitzt das Spiel von Schrage auch etwas Geheimnisvolles, das erst recht das Interesse weckt für ihre Figur, die auch Kanten hat.

Die Jury vergibt das höchste Prädikat besonders wertvoll‘.