As If Mother Cried That Night

Filmplakat: As If Mother Cried That Night

FBW-Pressetext

Es ist ihre einzige Chance, in Deutschland bleiben zu dürfen. Das wissen sie beide. Also entschließen sich Sirvan und Hoda, ein Paar aus dem Iran, dessen Asylantrag abgelehnt wurde, zu einem drastischen Schritt: Hoda muss ein Kind von einem Deutschen bekommen, dann wird beiden das Bleiberecht ermöglicht. Sirvan hat mit seinem Kollegen von der Arbeit bereits alles verabredet. Doch als der Abend kommt, an dem „es“ passiert, wird Sirvan und Hoda die ganze Tragweite ihrer Entscheidung voll bewusst. Und das, was sie verbinden sollte, könnte sie nun voneinander entfernen. Der Kurzspielfilm der an der DFFB studierenden Nachwuchsfilmemacherin Hoda Taheri schafft es, in nur knapp 20 Minuten mit nur wenigen Einstellungen, Sequenzen und Dialogpassagen eine unsagbare Dichte und Komplexität an Themen und Emotionen zu erschaffen. Der Konflikt der beiden Hauptfiguren wird allein durch ihre Haltung zueinander und ihre Blickkontakte deutlich. Wie verloren stehen Sirvan und Hoda isoliert in den Räumen, die als Orte der Kälte und Einsamkeit gezeigt werden. Ob das Treppenhaus im Asylwohnheim, der Besuch beim Amt, die reinigende Dusche nach dem Akt: Sirvan und Hoda sind gefangen in einer Situation, in die die bürokratische Ordnung in diesem Land sie erst hineingetrieben hat. Durch seine unaufgeregte und ruhige Erzählhaltung, das intensive Spiel der Hauptdarstellenden und die kluge Auswahl passender Motive ist AS IF MOTHER CRIED LAST NIGHT ein überaus eindrucksvoller Kurzfilm und ein Versprechen für weitere Arbeiten der Filmemacherin.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Kurzfilm; Fiction
Regie:Hoda Taheri
Darsteller:Hadi Khanjanpour; Hoda Taheri; Benjamin Kühni; Kirsten Burger
Drehbuch:Magdalena Jacob; Hoda Taheri; Boris Hadžija
Kamera:Lena Thiemann
Schnitt:Boris Hadžija
Musik:Hosna Taheri
Webseite:dffb.de;
Länge:19 Minuten
Verleih:DFFB
Produktion: Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin GmbH (DFFB)
Förderer:dffb

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Hoda Taheri ist eine iranische Künstlerin, die im Exil in Deutschland lebt. Und so konnte sie mit AS IF MOTHER CRIED THAT NIGHT einen Film über die Flüchtlingserfahrung aus einer ungewohnten Perspektive, einer Innensicht zeigen. Dies wird schon in den ersten Einstellungen deutlich, in denen sie die Atmosphäre in einem Flüchtlingslager in Berlin außergewöhnlich authentisch und intensiv einfängt. Hoda Taheri selbst spielt Hoda, eine iranische Frau, die zusammen mit ihrem Mann Sirvan hofft, das Aufenthaltsrecht in Deutschland zu bekommen. Ein Beratungsgespräch mit einer deutschen Sachbearbeiterin macht deutlich, dass die beiden schon am Ende ihrer Möglichkeiten sind. Die deutsche Bürokratie erscheint für sie als ein absurdes, labyrinthisches System, und als letzte Lösung versucht Hoda sich von einem deutschen Mann schwängern zu lassen. Und davon erzählt Taheri mit einer Körperlichkeit, die für eine Künstlerin aus dem iranischen Kulturkreis wie ein Tabubruch wirken muss. Der Deutsche vollzieht den Geschlechtsverkehr als einen rein mechanischen Akt – als bezahlte Arbeit, Sirvan versucht seine Demütigung dadurch zu bewältigen, dass er in einer Toilette im Treppenhaus onaniert und die von der Regisseurin selbst gespielte Hoda duscht nach dem Befruchtungsversuch, wie um sich von der Schuld und der Scham reinzuwaschen. Die Jury ist beeindruckt von der Radikalität, mit der Hoda Taheri hier von den Absurditäten der deutschen Flüchtlingspolitik erzählt. Aber noch wichtiger ist, dass sie eine überzeugende künstlerische Form dafür gefunden hat.