Arthur & Claire

Filmplakat: Arthur & Claire

FBW-Pressetext

In der Tragikomödie ARTHUR & CLAIRE von Miguel Alexandre mit Josef Hader und Hannah Hoekstra begegnen sich eines Abends zwei Menschen, die vom Leben Abschied nehmen wollen – und dann beschließen, in einer letzten gemeinsamen Nacht das selbige zu feiern.

Arthur will sterben. Und deswegen reist der Mann, der dem Leben nichts mehr Gutes abgewinnen kann, nach Amsterdam. Dort soll alles enden. Am Abend davor sitzt Arthur in seinem Hotelzimmer und will einen Abschiedsbrief schreiben. Doch genau das ist nicht möglich, da vom Zimmer nebenan laute Musik herüberdröhnt. Für Arthur, der die Ruhe schätzt, nicht tragbar. Also klopft er an die Tür. Als diese sich öffnet, steht Claire vor ihm. Eine junge Frau, die auf den ersten Blick so ganz anders ist als Arthur. Und doch will auch sie ihr Leben beenden. Beide beschließen, ihre letzte Nacht gemeinsam zu verbringen. Und so ziehen sie durch die Straßen Amsterdams – nicht wissend, was sich in nur einer Nacht verändern kann. ARTHUR & CLAIRE von Miguel Alexandre ist ein Film, der von seinen beiden Hauptfiguren getragen wird. Josef Hader, der zusammen mit Alexandre das Bühnenstück von Stefan Vögel für die Leinwand adaptiert hat, wirkt in seiner so einzigartig eigenen Darstellung von nihilistischem Lebensfrust und sarkastischem Feingeist wie die Idealbesetzung von Arthur. Dass aber die Geschichte mit einem so leichtfüßigen Zauber funktioniert, ist auch Hannah Hoekstra als Claire zu verdanken, die ihr Spiel mit Charme und Verletzlichkeit ausstattet. Die Art und Weise, wie die beiden Figuren sich aneinander reiben und langsam aufeinander zugehen, ist magisch und vermeidet jedes Stereotyp einer romantischen Komödie. Miguel Alexandre und seine Kamerafrau Katharina Diessner folgen dem Gespann durch die Straßen Amsterdams und finden fern von touristischen Klischees wunderschöne Bilder der Stadt. ARTHUR & CLAIRE ist ein Film, der, auch aufgrund seiner pointierten Dialoge, genau die richtige Balance findet zwischen einer tieftraurigen Geschichte und einer federleicht charmanten Inszenierung.

Filminfos

Gattung:Spielfilm; Tragikomödie
Regie:Miguel Alexandre
Darsteller:Josef Hader; Hannah Hoekstra; Rainer Bock; Guy Clemens; Pepijn Schoneveld; Errol Trotman-Harewood; Daron Yates; Florence Kasumba
Drehbuch:Josef Hader; Miguel Alexandre
Kamera:Katharina Diessner
Schnitt:Marcel Peragine
Musik:Dave Alex
Webseite:;
Länge:99 Minuten
Kinostart:08.03.2018
Verleih:Universum
Produktion: Tivoli Filmproduktion GmbH, Mona Film (Wien); Topkapi Films (Amsterdam);
FSK:12
Förderer:FFA; FFF Bayern; Nordmedia; DFFF; FilmFonds Wien; Österreichisches Filminstitut; HessenFilm und Medien

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Dass der Tod im Wienerischen einen ganz besonderen Stellenwert hat, das hat Josef Hader bereits vor 10 Jahren mit der Platte „Wienerisch mit The Grooves“ ausgiebig demonstriert. Für die Rolle eines Todkranken, der in Amsterdam Sterbehilfe in Anspruch nehmen will, ist Hader also eigentlich prädestiniert. Mehr noch, mit dem Drehbuch für ARTHUR & CLAIRE hat er sich die Figur des lebensmüden Arthur quasi auf den Leib schreiben dürfen. Kein Wunder also, dass der Jury zuallererst die schauspielerische Leistung Haders aufgefallen ist. Die Rolle des „grumpy old man“ steht ihm ausgezeichnet. Immerzu grantelnd und politisch wenig korrekt führt er sich gleich in der ersten Szene ein und beherrscht fortan in bekannter zerknautschter Manier den Film.
Umso erstaunlicher, dass Haders filmischer Konterpart, die von Hannah Hoekstra gespielte Claire, gegen ihn bestehen kann. Mehr noch, dort, wo sie sich entfalten darf, wirbelt sie wie ein holländischer Wirbelwind durch die Szenen. Keine Frage, das Casting für ARTHUR & CLAIRE ist vorzüglich. In ausgefeilten Dialogen zeigen die Protagonisten, was in ihnen steckt und das ist eine ganze Menge. Er, der Geschäftsmann auf dem Weg in den Tod und sie, die junge Frau mit schwerem Schicksalsschlag, passen wie die Faust aufs Auge. Der Film entwickelt die Charaktere, bis sie sich schließlich auf kluge Weise ergänzen.
ARTHUR & CLAIRE zeigt sich niemals pietätlos. Bei aller Verbalpolterei beweist die Tragikomödie angesichts des delikaten Themas, erstaunlich viel Fingerspitzengefühl.. Ein bisschen mehr Mut hätte die Jury gerne in den Szenen der nächtlichen Annäherung Arthur und Claires gesehen. Vielleicht, so die Annahme der Jury, traue sich der Film angesichts des delikaten Themas nicht, die wahrhaft rauschhaften Momente des Abends hervorzuheben und auch nicht den veritablen Kater am Morgen des folgenden Tages, den die Protagonisten hätten haben müssen. Etwas weniger dramaturgische Zurückhaltung wäre hier vielleicht authentischer gewesen.
Auch wenn der Film visuell ein wenig TV-Charakter beweist, wurde die Kamera Katharina Diessners von der Jury außerordentlich gelobt. Mit großartigen Bildern führt der Film genauso unaufdringlich wie fesselnd durch Amsterdam, ohne jemals die Stadt allzu deutlich hervorzuheben oder die Charaktere aus dem Fokus zu verlieren.
Durchaus intensiv hat die Jury über die akustischen, bzw. klanglichen ambivalent Qualitäten des Films diskutiert. Hierzu zählt der mitunter etwas gut gemeinte Einsatz des Scores als auch die an manchen Stellen etwas zu kurz gekommene, akustische Nachbearbeitung. Nicht immer reichte der Jury der reine O-Ton für optimale Klangbilder. Als nicht optimal gelöst fand die Jury dagegen den gestaucht wirkenden Schluss des Filmes. Dafür, dass ARTHUR & CLAIRE die Ereignisse des vorangegangenen Tages und der Nacht äußerst Detail verliebt schildert, wirkt das Ende des Films ein wenig zu schnell erzählt. Das schmälert aber nur wenig den Genuss eines inhaltlich, dramaturgisch und ästhetisch beachtenswerten Films.