Ararat
FBW-Pressetext
Noah kehrt zur Beerdigung des Vaters aus Deutschland in sein Heimatdorf in die Türkei zurück. Dem Ort, in dem sein Vater gelebt hat, begegnet er als Tourist und auch mit seinem Bruder, der mit seiner Frau schon vor längerer Zeit zurückgekehrt ist, schafft er es nicht, Nähe aufzubauen. Als Noah merkt, dass die Frau seinen Bruder nicht respektiert will er bei den Eheproblemen helfen. Diese Entscheidung bleibt nicht ohne Konsequenzen. Der Film von Engin Kundag nimmt den Zuschauer, aus der Perspektive des „Besuchers“ Noah, mit auf eine Reise in die türkische Kultur. Stimmige und auch unbequeme Bilder, wie etwa die Schlachtung eines Huhns, führen in die dortige archaische Lebensweise ein. Ein wichtiger und zentraler Konflikt liegt in der Beziehung der Brüder: ihre Distanz wird dabei stilistisch deutlich gemacht durch den Sprachunterschied. Denn der Eine verweigert die deutsche Sprache, der andere die türkische. Zusätzlich trifft Noah auf die starke Frau seines Bruders, die sich, entgegen der Konvention, nicht unterordnet. Ein Konflikt entsteht, steigert sich bis zum Klimax und lässt Helden zu Antihelden werden. Die Kamera verfolgt diese Wandlung mit stark sinnlichen und krassen Bildern, die ihre Wirkung nicht verfehlen und den Zuschauer zum Nachdenken anregen. Eine berührende Familiengeschichte, die noch lange im Betrachter nachwirkt.Filminfos
Gattung: | Drama; Kurzfilm |
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Regie: | Engin Kundag |
Darsteller: | Claudio Schulz Keune; Pinar Erincin; Erdal Kacar; Terlan Kundag; Emre Koc |
Drehbuch: | Engin Kundag |
Kamera: | Borris Kehl |
Schnitt: | Jonas Thoma |
Musik: | Volkan Terror & Tobey Dope |
Länge: | 24 Minuten |
Verleih: | ifs Köln |
Produktion: | ifs internationale filmschule köln gmbh |
Förderer: | ifs Köln |
Jury-Begründung
Anatolien: in der Vorstellung der Mitteleuropäer die rückständige Seite der Türkei. Vor dem Hintergrund einer archaischen Landschaft wird eine ebenso archaische Geschichte erzählt. Und wo andere Filme zu universeller und häufig beliebiger Interpretation einladen, gelingt es ARARAT, die Fantasie des Zuschauers anzuregen, die Gedanken auf Metaebenen zu führen, ohne in Beliebigkeit zu verschwinden.Der „Tourist" Noah sieht sich als letzter der Heimkehrer in der Rolle des Allwissenden und des moralisch Höhergestellten. Doch durch seine Unfähigkeit, sich in die Lebensumstände und -bedingungen seiner ehemaligen Heimat wirklich einfühlen zu können, wird aus dem vermeintlichen Helden der Unheilsbringer.
Trotz einiger Brüche funktioniert die Geschichte, vor allem die beiden Schlussszenen. Der Kampf zwischen Schwägerin und Noah, dem „Touristen“ sowie die darauf folgende Reaktion sind von einer Intensität, die beeindruckt. Zugleich gelingt es dem Regisseur, beide Szenen über einen langen Zeitraum in der Schwebe und damit ihren Ausgang offen zu halten. Insbesondere diese auf höchstem Niveau inszenierten Momente haben den Hauptausschuss zu seinem Urteil bewegt.