Filmplakat: Aralkum

FBW-Pressetext

Der Aralsee trocknet aus. Mehr und mehr. Dem bis in die 1960er Jahre viertgrößten Binnensee der Welt droht die Verwandlung in eine karge Wüstenlandschaft. Nirgendwo ist das besser zu beobachten als in der Grenzregion zwischen Kasachstan und Usbekistan. Hier liegt die „Aralkum“. Sie ist Wüste, wo früher einmal Wasser war. Wo die Fischer einen großen Fang machten. Nun sind die Fische verschwunden. Und damit auch die Vögel und andere Tiere. Der Mann, der durch die Wüste streift, erinnert sich an das Leben vor der Wüste. An das Leben, als er noch Fischer war – und eine Zukunft hatte. Der experimentelle Dokumentarfilm in der Regie von Mila Zhluktenko und Daniel Asadi Faezi unternimmt eine Reise in die Region der Aralkum und betrachtet die Landschaft in ihrer Gegenwart und Vergangenheit. Dabei werden die Bilder der fast leeren Straßen, durch die Salz- und Sandstürme wehen, mit historischen Archivbildern gegengeschnitten – verbunden durch eine Tonebene, die geschickt beide Ebenen verbindet. Durch den Verzicht auf einen Voice-Over-Kommentar und die reduzierte Einblendung einzelner Textpassagen wirkt der Film umso intensiver und macht deutlich, wie der menschgemachte Eingriff in die Natur diese nach und nach zerstört. Mit katastrophalen Konsequenzen für Mensch und Tier. Ein eindringlich warnender und ungemein wichtiger, beeindruckender Film.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

„Aralkum“ bedeutet „Aralwüste“. Noch vor 50 Jahren war der Aral-See das viertgrößte Binnenmeer der Welt, gelegen in Usbekistan und Kasachstan. Heute ist er zu 80 Prozent ausgetrocknet. Noch in den 1960er Jahren war Mynak eine Halbinsel, die in den See ragte, ein ertragreicher Fischerort und Sommerurlaubsparadies. Heute liegt der Ort 100 Kilometer vom Rest des Aralsees entfernt, umgeben nur von Wüste und Sand – der ehemalige Meeresboden. Im Zentrum des Dokumentarfilms mit inszenierten Teilen steht ein ehemaliger Fischer, der nicht weiß, wie er seinen Nachfahren einmal erzählen kann, wie Fische und andere Tiere ausgesehen haben, die hier lebten. Nur durch einen Gang ins Museum? So steht er nun auf dem Wrack eines Fischerschiffes, mitten in der Wüste, und blickt in die Ferne, wo einmal Wasser war und seine Heimat als Fischer. Und die Wüste und der Sand verwandeln sich in seinen Gedanken in Wasser. In einem kleinen Bildausschnitt sehen wir den Aralsee in seiner alten Größe, wir sehen Fischer wie sie ihre Netzte ausbringen. Und wir sehen in einer geglückten Montage mit Archivbildern, wie die Wogen und Wellen des Sees nicht auf uns zu sondern von uns weg rollen. Ein perfektes Ende für einen wichtigen und eindrucksvollen Film, der ohne Kommentar auf der Tonebene und nur mit sprechenden Bildern und eingeblendeten Textpassagen zu belegen vermag, wie der Mensch durch den Eingriff in die Natur ein ganzes Land zerstört und den Menschen ihre Lebensgrundlage und ihre Heimat entzieht.

In Abwägung aller Argumente vergibt die Jury gerne das Prädikat BESONDERS WERTVOLL.