Anyu - oder wie Stálin seine Nase verlor
Kurzbeschreibung
Ein Trickfilm über Budapest 1956, über die Flucht einer Mutter und über eine Tochter die bei einer Gans aufwächst. Der Film ist inspiriert von Interviews mit Zeitzeuginnen. Dabei finden Dokumentarisches und Narratives einen experimentellen Zugang zur Illustration von Erinnerungen.Filminfos
Gattung: | Animationsfilm; Kurzfilm |
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Regie: | Lina Walde |
Drehbuch: | Lina Walde |
Schnitt: | Lina Walde |
Musik: | Strássz |
Webseite: | ; |
Länge: | 8 Minuten |
Verleih: | Aug&Ohr Medien |
Produktion: | Lina Walde & Ines Christine Geißer Produktion Lina Walde |
Förderer: | Kunsthochschule Kassel; HessenFilm und Medien |
Jury-Begründung
ANYÚ – ODER WIE STALIN SEINE NASE VERLOR ist ein kurzer Animationsfilm über die familiären Auswirkungen des Ungarnaufstands, über persönliche Erinnerungen und kollektives Bewusstsein. In knapp acht Minuten erzählt Lina Walde die Geschichte eines kleinen Mädchens, das alleine in Ungarn zurückbleiben muss. Seine Mutter hat während des Ungarnaufstands offenbar ein Denkmal Stalins beschädigt und muss darum ins deutsche Exil flüchten. Erst nach Jahren des Alleinseins auf dem Land kann das Kind seine Mutter in Deutschland besuchen.In der Filmdiskussion lobte die Jury die ungewöhnliche bildstarke Umsetzung des Themas. Lina Walde verwendet kontraststarke, gemalte Animationen und collagierte Zeitungsausschnitte, die deutlich die Vorstellungswelt der Jury beflügelt haben. Diese bildliche Ebene findet in einem guten Sounddesign Unterstützung. Ein charismatisches ungarisches Kinder- bzw. Pionierlied begleitet das Kind durchs Leben und wird schließlich im Heute in zeitgenössischer Form adaptiert.
Gleich zu Beginn verweist Lina Walde durch textuelle Inserts darauf, dass eigene und kollektive Erinnerungen mit der Zeit verschmelzen. Wenig später nutzt Walde eine Gans, um dem Kind, bzw. den Zuschauern die Situation von Mutter und Kind zu erklären. Aufgrund seiner – ohne diese Hilfsgriffe – leider nicht allzu zugänglichen Story vermutet die Jury, dass es sich bei ANYÚ – ODER WIE STALIN SEINE NASE VERLOR um eine persönliche Geschichte handelt, die die Regisseurin filmästhetisch aufgearbeitet hat. Leider, so zeigte sich in der Filmdiskussion, störte sich die Jury am Rhythmus des Films. Er schien ihr nicht stimmig geschnitten. Die Erzählung verharrt, entgegen den perzeptiven Gewohnheiten, an ungewohnten Stellen.
Auch die Figur der Gans schien der Jury nicht einwandfrei geklärt. Handelt es sich bei ihr um einen Indikator, ein Symbol für eine imaginäre Heimat oder ist die Gans ein ganz realer Bestandteil aus dem mutterlosen Leben des Kindes? Hier hätte sich die Jury eindeutigere Hinweise, bzw. deutlichere Bezüge gewünscht.
Dennoch: Lina Waldes Animationsfilm ist von eindeutiger gesellschaftlicher, zeitgenössischer, Relevanz und die Umsetzung durchaus überzeugend und gelungen. Daher entschließt sich die Jury nach ausgiebiger Diskussion, ANYÚ – ODER WIE STALIN SEINE NASE VERLOR das Prädikat „wertvoll“ zu verleihen.