Anophtalmus
FBW-Pressetext
Augenlos bedeutet dieses Fremdwort. Der Film beginnt ganz elementar und zeigt streng und klar in farbig-schönen Bildern, wie etwas Sichtbares entsteht. In Feuer getauchtes Glas wird in perfekter Handwerksarbeit zu einem Auge, zu einer Sehprothese. Der scheinbar einfache Film hat eine große Tiefe, seine stilistische Reinheit macht ihn zu einem filmischen Kunstwerk. Den Zuschauer erwartet zudem ein Schnitt, der an den Schock von Buñuels „Der andalusische Hund“ erinnert.Filminfos
Gattung: | Dokumentarfilm; Kurzfilm |
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Regie: | Katharina Pethke |
Drehbuch: | Katharina Pethke |
Länge: | 7 Minuten |
Verleih: | Arsenal Filmverleih |
Produktion: | Kunsthochschule für Medien Köln |
Jury-Begründung
Der Film beginnt ganz elementar mit einem in Feuer getauchten Objekt, das zusehends an Form gewinnt und vor unseren Augen allmählich zu einem gläsernen Auge wird. Bis zum Schluss bleibt die Kamera ganz nah an diesem Herstellungsprozess, wobei das Werkstück des Glasbläsers einem Auge immer ähnlicher wird und auf eine irritierende Art und Weise langsam beginnt, lebendig zu wirken.Die Schlusseinstellung vom Mann, der die Prothese dann in seine leere Augenhöhle einsetzt, erzeugt einen Schock, der gleich zwei Jurymitglieder an die berühmte Szene vom durchschnittenen Augen aus Buñuels „Der andalusische Hund“ erinnerte.
Mit seiner radikalen Fokussierung auf die Herstellung dieses dem Zuschauer zuerst gänzlich fremden Objekts zwingt der Film zum genauen Hinsehen. So wird der Prozess des Sehens selber ins Zentrum gerückt, und schließlich ist die Auflösung des Bildrätsels ein Auge, das zwar nicht selber sehen kann, aber die Illusion eines gesunden, also sehenden Auges, vermittelt.
Die scheinbare Einfachheit dieses auch ästhetisch sehr reizvollen Films ist trügerisch. „Anophtalmus“ hat eine stilistische Reinheit und philosophische Tiefe, die den Film zu einem filmischen Kunstwerk macht.