Anonyma - Eine Frau in Berlin

Kinostart: 23.10.08
VÖ-Datum: 23.04.09
2008
Filmplakat: Anonyma - Eine Frau in Berlin

FBW-Pressetext

Über den Krieg gibt es viele Geschichten. Diese ist ein Tabu und wurde lange verschwiegen. Stellvertretend für viele Frauen steht die Geschichte der Anonyma. Genau die richtige Balance zwischen deutschen und russischen Schauspielern verleiht Anonyma die Authentizität, macht ohne jede Schuldzuweisung deutlich, dass im Krieg alle Menschen zu Opfern werden. Die brutalen Vergewaltigungen deutscher Frauen durch russische Soldaten, aber auch das unverzeihliche Unheil, das den russischen Familien zugefügt wurde, wird eindrücklich und ohne voyeuristischen Blick erzählt. Ein Film über tiefe seelische Wunden. Ein Stück Zeitgeschichte, das zutiefst berührt.
Prädikat wertvoll

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Filminfos

Kategorie:Arthouse
Gattung:Drama; Spielfilm
Regie:Max Färberböck
Darsteller:Irm Hermann; Juliane Köhler; Nina Hoss; Jördis Triebel
Drehbuch:Max Färberböck
Weblinks:;
Länge:131 Minuten
Kinostart:23.10.2008
VÖ-Datum:23.04.2009
Verleih:Constantin Film Verleih GmbH
Produktion: Constantin Film Produktion, Tempus, ZDF
FSK:12
Förderer:Filmstiftung NRW

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Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Wie lebten die Frauen im Berlin der letzten Tage des Zweiten Weltkriegs? Große Teile der Stadt waren schon von der russischen Armee eingenommen, und es kam zu massenhaften Vergewaltigungen durch die Soldateska. Zeugnis darüber, wie diese Frauen überlebten und mit diesem Trauma umgingen, lieferte die anonym gebliebene Autorin von Tagebuchaufzeichnungen, auf denen dieser Film basiert.

Und es gelingt dem Autoren Max Färberböck, zumindest einen Eindruck davon zu vermitteln, unter welchen Umständen diese Opfer des Krieges leben mussten. In zum Teil langen Sequenzen wird beschrieben, wie die Heldin, die Mitbewohner ihres Mietshauses und die in der Straße campierenden Sowjetsoldaten die vier Tage zwischen dem Eintreffen der roten Armee und der Kapitulation Deutschlands erleben. Durch diese ungewohnte Erzählweise wirkt die Zeit wie gedehnt: Die schrecklichen Zustände scheinen kein Ende nehmen zu können – es ist, als wären die Menschen in dieser chaotischen Zwischenwelt stecken geblieben.

Die eindrucksvoll von Nina Hoss gespielte Heldin versteinert langsam emotional, und man spürt, wie schwer es ihr fällt, sich unter den russischen Offizieren einen Beschützer zu suchen. Doch der Film macht auch deutlich, dass dies ihre einzige Chance ist, weiteren Vergewaltigungen zu entgehen. Er wird zu einer komplexen Charakterstudie, wenn sie und der Major Andrej sich wider alle Vernunft ineinander verlieben.

Max Färberböck zeigt, wie keine erwachsene Frau in dem Haus von den Vergewaltigungen verschont bleibt, und es gelingt ihm, diese Gewaltakte zwar brutal, aber ohne jeden voyeuristischen Ansatz zu zeigen. So behält jede Frau, und wird sie auch noch so übel zerschunden, ihre Würde. Färberböck zeigt, wie jede Frau anders mit diesen Verletzungen umgeht, wie die einen daran zugrunde gehen, andere sich aufgeben, und einige sich wehren. Aber die Russen werden nicht etwa dämonisiert – auch sie werden als Opfer des Krieges dargestellt, und weil sie alle von russischen Schauspielern dargestellt werden und russisch sprechen, wirken sie ebenso glaubwürdig und komplex wie die deutschen Charaktere.

Es gibt auch absurde Momente in der Geschichte wie jene Szene, in der sich Irm Hermann in der Rolle einer feineren älteren Dame sich bei all der Zerstörung um sie herum am meisten um ihren Mahagoni-Tisch sorgt. Der Film macht auf beeindruckende Weise deutlich, dass in einem Krieg alle Menschen zu Opfern werden.