Anita-Tänze des Lasters
Kurzbeschreibung
In Rückbelenden, Wunsch- und Traumbildern erzählte Geschichten der drogenabhängigen Nackttänzerin Anita Berger, die im Berlin der 20ger Jahre für Aufsehen sorgte und 1928 in einer Irrenanstalt starb.Filminfos
Gattung: | Spielfilm; Tragikomödie |
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Regie: | Rosa von Praunheim |
Darsteller: | Lotti Huber; Regina Rudnick; Michael Honesseau |
Drehbuch: | Rosa von Praunheim |
Kamera: | Elfie Mikesch |
Schnitt: | Rosa von Praunheim |
Musik: | Elfers; Rubbert |
Länge: | 89 Minuten |
Kinostart: | 25.02.1988 |
Produktion: | |
FSK: | 16 |
Jury-Begründung
„Wir tanzen in das Laster, das Grauen, die Ekstase“ – dieses Programm einer Kunstrichtung, die im Ersten Weltkrieg entstand und in den Zwanziger Jahren eskalierte, wurde u.a. durch die Nackttänzerin Anita Berger verkörpert, deren Auftreten, Wirken und Leben eingebettet war in eine Reihe pressewirksamer Skandale.Wenn sich der Bewertungssauschuss für das höchste Prädikat entschieden hat, dann wegen der Souveränität, mit der das Drehbuch die auseinanderstrebenden Elemente der Handlung, Vergangenheit und Gegenwart, zusammenschließt, wegen der Regie, die den Zeitgeist ebenso sicher trifft wie sie den Rückgriff auf die Stummfilmtechnik beherrscht, und schließlich wegen der Regie, die den Zeitgeist ebenso sicher trifft wie sie den Rückgriff auf die Stummfilmtechnik beherrscht, und schließlich wegen der Qualität von Schnitt, Musik und Darstellung. Die expressionistisch malende Kamera ermöglicht gleichsam augenzwinkernd der Protagonistin, mimisch und pantomimisch ihr Herzblut auf der Leinwand zu verströmen.
Ohne Verkrampfung, nur mit sparsamen Andeutungen ist ein Zeitbild entstanden, dass eine Existenz wie die der Berber glaubwürdig macht. Das Beunruhigende dieser Epoche wird authentisch vermittelt. Die „Revolution der Hemmungslosigkeit“ deutet sich an in Bildern, die Richard Oswald-Filmen entstammen könnten, in Porträts, die einen George Grosz nachempfunden scheinen, in den pathetischen Formulierungen der Zwischentexte.
Die exakte Improvisation, von Praunheim oft zum Selbstzweck erhoben, wird hier in den Schauplätzen, im Kostüm, in der Darstellung stilistisch legitim begründet. Das Ergebnis ist keine posthume Verherrlichung einer so schillernden Figur wie die der Berger, sondern eine erstaunlich griffige, wenn auch überhöhte Schilderung des Lebens und der Gesellschaft in Berlin der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen.