Angel Eyes

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Über die Bewertung dieses Films hat der Ausschuß sehr eingehend und kontrovers diskutiert. Die Geschichte der Liebe zwischen einer durch ein familiäres Trauma geschädigten Polizistin und einem durch eine viel stärkere traumatische Verletzung, den Verlust von Frau und Kind durch einen Verkehrsunfall, auf ein düstern schweigendes Nichts reduzierten geheimnisvollen Fremden will Elemente des Genres der Liebesromanze mit denen des Psychodramas vereinen. Den psychodramatischen Ansatz führt der Film aus, aber seine Figuren zeigen nur eine einzige Dimension, die ihrer traumatischen Verletzung. Somit bleiben sie Figuren ohne (sonstige) Eigenschaften. Die kontrastierende Liebesgeschichte hätte dagegen emotionaler Elemente bedurft. Emotionen werden aber nicht gezeigt und auch im Zuschauer nicht erregt. Zudem erscheinen Stilelemente des Thrillers, die den Zuschauer auf eine falsche Fährte führen, aber letztendlich nicht gewollt und damit auch nicht legitimiert sind.

Da der Zuschauer den Anlaß der traumatischen Beschädigung des Mannes früher als die Polizistin erkennt, erschien die Durchführung Teilen des Ausschusses als etwas langatmig und rührselig. Die Mehrheit dagegen zeigte sich angetan von dieser Darstellung einer krampfhaften Suche nach Nähe und Liebe, nach einem Neuanfang ohne alle Voraussetzungen. Zwar zeigt Jim Caviezel permanent nur sein Leiden-Jesu-Gesicht, aber die oft unterschätzte Jennifer Lopez vermag als vordergründig „taffe“ Polizistin alle Register ihrer Verletzlichkeit zu zeigen. So konnten schließlich der zombiehaft erstarrte Jim Caviezel und Jennifer Lopez zueinander finden – zu einem Happy-End, das aber keins für Sharons Familie ist.